Atomstreit mit dem Iran Atompoker ohne Ende

GENF · Der jahrelange Atomstreit mit dem Iran geht in die heiße Phase: Führende Repräsentanten der fünf Uno-Vetomächte und Deutschlands debattieren seit dem Wochenende in Wien mit Vertretern des Irans.

Die Ziele: Die Vetomächte und Deutschland wollen ein umfangreiches Abkommen vereinbaren, dass Teheran bis zu 25 Jahre am Bau nuklearer Massenvernichtungswaffen hindert. Die Iraner hingegen verlangen das Ende der beißenden internationalen Wirtschafts-Sanktionen. Ein Deal könnte einen der gefährlichsten Konfrontationen in der Weltgemeinschaft entschärfen - zumindest für einige Jahre.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach zunächst von einem "ganz ermutigenden" Auftakt der Gespräche. Doch gleichzeitig betonte er, dass noch viel nervenaufreibende Arbeit wartet. Die selbst gesetzte Frist für einen Abschluss, Dienstag, der 30. Juni, sei nicht mehr einzuhalten. Wie lange das vermeintliche Finale im Atompoker dauern wird, darüber wollte kaum jemand eine Prognose abgeben. Diplomaten schlossen auch ein Scheitern nicht aus.

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif verabschiedete sich zwischenzeitlich von den Gesprächen in Österreichs Hauptstadt. Er reiste nach Teheran, um mit den Spitzen des Mullah-Regimes zu beraten. Sarifs entscheidender Gesprächspartner, der amerikanische Außenminister John Kerry, beugte sich gestern mit dem Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Yukiya Amano, über technische Details eines Deals. Dabei dürfte auch die "mögliche militärische Dimension" des iranischen Atomprogramms zur Sprache gekommen sein. Die IAEA, eine Art Atompolizei, schreibt seit Jahren, dass sie eine ausschließlich friedliche Nutzung des iranischen Nuklearprojekts nicht bestätigen kann.

Um genau diese Inspektionen streiten sich jetzt die Kontrahenten. Teheran pocht auf möglichst überschaubare Kontrollen seine Nuklear-Anlagen. Die oberste Führung des Gottesstaates will den Inspekteuren den Zugang zu bestimmten militärisch relevanten Einrichtungen ganz verwehren. Die USA und ihre Partner hingegen bestehen auf einem rigorosen Inspektionsregime.

Die Vereinten Nationen, die USA und die EU hatten Teheran als Antwort auf seine undurchsichtigen nuklearen Ambitionen mit empfindlichen Sanktionen belegt. Diese Strafen führen bei den Iranern zu erheblichen Einbußen. Das Mullah-Regime verlangt eine rasche Aufhebung der Sanktionen.

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