Spekulationen Atom-Poker am Genfer See

John Kerry verzieht keine Miene. Er murmelt etwas zu einem Begleiter. Dann schreitet der hochgewachsene Mann mit der dichten grauen Mähne durch einen langen Gang, umringt von Bodyguards und Beratern.

 Verhandlungspause: Chinas Außenminister Wang Yi joggt mit einem unbekannten Begleiter am Genfer See in Lausanne.

Verhandlungspause: Chinas Außenminister Wang Yi joggt mit einem unbekannten Begleiter am Genfer See in Lausanne.

Foto: dpa

Kerry betritt einen Saal des Hotels Beau-Rivage Palace in Lausanne. Hinter ihm schließt sich die schwere Tür.

Der Außenminister der USA will in diesen Tagen Geschichte schreiben: Kerry strebt einen Deal mit dem Iran an - einem Land, das die Vereinigten Staaten jahrzehntelang als Paria der internationalen Gemeinschaft ächteten. In Lausanne geht es um nicht weniger, als der Islamischen Republik den Zugang zur Atombombe zu verwehren, ein nukleares Wettrüsten in der Krisenregion Naher und Mittlerer Osten zu vereiteln und einen heißen Konflikt Israels mit Teheran zu verhindern. Ein wahrhaft großes Programm.

Die selbst gesetzte Frist für einen Deal mit den Iranern läuft heute aus, bis dahin soll ein politisches Abkommen stehen. Das Gesamtabkommen soll bis Ende Juni folgen.

So lautet der Plan. Was aber passiert wenn die "Deadline" gerissen wird, wenn keine Einigung mit den Iranern zustande kommt? Diese Frage kann niemand so richtig beantworten. Weder die Politiker, noch die Diplomaten oder die Schar der internationalen Journalisten, die seit Tagen in und um das Beau-Rivage auf der Lauer liegen.

Kerry jedenfalls spricht von "Fortschritten", "Lücken, die noch bleiben" und dann wieder von "harten Entscheidungen". Ähnliche Worte sind von seinen Partnern zu hören: Zusammen mit den Russen, Chinesen, Franzosen, Briten und Deutschen versuchen die Amerikaner, die widerspenstigen Iraner zur Räson zu bringen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bemüht eine Gipfelmetapher. Die letzten Meter bei einer Bergbesteigung seien die schwersten. Steinmeier sagt auch: "Näher waren wir uns in den vergangenen Jahren nie, aber es sind auch noch einige Hürden zu überwinden." Wo genau die Hürden stehen, verrät er nicht.

Der spärliche Nachrichtenfluss befeuert die Spekulationen: Am Sonntag vermeldet eine Nachrichtenagentur eine Einigung der Kontrahenten. Es folgt umgehend ein Dementi. "Nachrichten über eine vorläufige Einigung in den Verhandlungen mit Iran sind nicht nur verfrüht, sondern auch falsch", heißt es aus deutschen Delegationskreisen. Vorher berichtete ein anderes Medium detailliert über die Einwilligung der Iraner, ihre Zentrifugen zur Urananreicherung auf ein bestimmtes Niveau zu drosseln. Ebenfalls falsch - lässt darauf die Delegation Teherans wissen.

Am Montagmorgen folgt die nächste Meldung, die schnell die Runde macht. Der russische Außenminister Sergej Lawrow reist am Nachmittag nach Moskau ab. Er werde aber am nächsten Tag, am 31. März, wieder in Lausanne erscheinen. Pünktlich zur Verabschiedung eines Deals - falls es soweit kommt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Aus dem Ressort