Kommentar zu den Folgen der Bayernwahl Zwischenergebnis

Meinung | München · Bei der Landtagswahl hat die CSU ihre absolute Mehrheit verloren. Erst nach der Wahl in Hessen wird klar, ob die Uhren in Bayern wieder mal anders gingen als im Rest der Republik, kommentiert Chefredakteur Helge Matthiesen.

Die Wahl in Bayern markiert nur eine Etappe. Wirklich ernst wird es erst in 14 Tagen, wenn auch Hessen gewählt hat. Erst dann wird klar, ob die Uhren in Bayern wieder mal anders gingen als im Rest der Republik. Ein paar Tendenzen lassen sich schon jetzt erkennen.

Die Merkel-Dämmerung ist nicht so weit fortgeschritten wie manche glaubten. Im Gegenteil. Ministerpräsident Markus Söder hat Angela Merkel aus dem Wahlkampf herausgehalten. Alle Fehler hat er mithin selbst gemacht. Die CSU als schmerzhaftester Stachel im eigenen Fleisch der großen Koalition ist geschwächt. Dennoch wird es ohne die Christsozialen keine neue Regierung geben. Ähnliche Konstellationen deuten sich in Hessen an. Merkel könnte am Ende gestärkt aus den Wahlen hervorgehen. Die AfD setzt sehr stark auf die Forderung „Merkel muss weg“. Das scheint aber nicht zu verfangen.

Dramatischer ist die Situation für die SPD. Auch sie wird abwarten wollen, was Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel in Hessen zuwege bringt, denn er hat eine Chance, erfolgreich zu sein. Derzeit sind seine Umfragewerte besser als die der SPD im Bund. Parteichefin Andrea Nahles wird daher abwarten. Ihr wird ohnehin klar sein, wie weit unten der Wiederaufbau ihrer Partei beginnen muss. Die Grünen indes profitieren von der Polarisierung auf der Rechten und der Orientierungslosigkeit in SPD und CDU/CSU.

So markiert Bayern nicht die große Wende, die mancher kommen sah. Es ist eher die Aufforderung an die demokratischen Parteien, sich auf die Sacharbeit zu besinnen. Hier liegt die Chance. Das Risiko für die Berliner Regierung bleibt jedoch Horst Seehofer. Die CSU behauptet, verstanden zu haben. Der Machtkampf zwischen Seehofer und Söder ist aber noch nicht entschieden.

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