Wahlkampfauftritt von Ex-Minister Zu Guttenberg ist zurück

Kulmbach (Oberfranken) · Möglicherweise arbeitet er an seinem Comeback auf der deutschen Politik-Bühne. Zumindest hat der fulminante Wahlkampf-Auftritt des Ex-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg in seiner Heimatstadt Kulmbach nachhaltig Eindruck hinterlassen.

 Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem Wahlkampf-Auftritt für die CSU Ende August in seiner Heimatstadt Kulmbach.

Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem Wahlkampf-Auftritt für die CSU Ende August in seiner Heimatstadt Kulmbach.

"Jetzt ist auch mal irgendwann gut." Mit diesem Satz löste Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in einer mit rund 1200 Besucher voll besetzten Halle im oberfränkischen Kulmbach Begeisterungsstürme aus. Zu Guttenberg ist wieder da. Extra angereist aus den USA, machte er in seiner Heimatstadt nun Wahlkampf für die CSU, deren Mitglied er immer noch ist.

"Ich habe alle Konsequenzen ertragen", beschrieb er seine Sichtweise zur Plagiatsaffäre von 2011, die ihm seinen erschlichenen Doktortitel und vor allem das Amt als Verteidigungsminister kostete. Die weitere Folge war das abrupte Ende seines zuvor steilen politischen Aufstiegs, der ihn sogar in die Nähe eines zukünftigen Kanzlerkandidats der Union katapultierte.

Nach dieser Gemütsbeschreibung kam dann der Satz, der seine Anhänger begeistert von den Sitzen riss und aus Sicht von zu Guttenberg wohl die Affäre für beendet erklären soll. Die Basis scheint mehrheitlich auch längst wieder auf seiner Seite zu sein. Eine junge Anhängerin sagte der Süddeutschen Zeitung (SZ), dass sie zwar "damals enttäuscht war, dass Guttenberg so lange nicht die Wahrheit gesagt hatte". Doch mittlerweile habe man ihm längst verziehen. Einige im Saal halten den damaligen Umgang der Öffentlichkeit mit Guttenberg sogar für "fürchterlich unfair".

Einstieg in zweite politische Karriere?

Der rund achtzigminütige Auftritt des Ex-Verteidigungsministers in Kulmbach könnte tatsächlich ein politischer Neuanfang für den ambitionierten ehemaligen Spitzen-Politiker sein. In den vergangenen Jahren nach der Plagiatsaffäre hatte sich zu Guttenberg aus dem Politik-Geschäft zunächst zurückgezogen und sich bei einem Thinktank in Washington mit den transatlantischen Beziehungen beschäftigt. CSU-Chef Horst Seehofer würde ihn lieber heute als morgen wieder in seinem Team haben: "Ich würde es mir wünschen", sagte er im Juli der SZ.

Guttenberg selbst zögert jedoch offiziell noch. Es gibt keine Aussage von ihm, dass er zurückkommen will. Aber seine Anhänger und politische Beobachter bewerten seine Interviews und Referate zu aktuellen politischen Lagen in den vergangenen Monaten sowie den jetzigen Wahlkampfauftritt in seiner Heimatstadt so, dass zu Guttenberg sich wieder in Stellung für höhere Aufgaben bringt. Welche das sein könnten, ist jedoch offen.

Von seinem Talent, in freier Rede pointiert, weltgewandt und angriffslustig zu agieren und so einen Saal zu begeistern, scheint zu Guttenberg in jedem Fall wenig bis nichts verlernt zu haben in den zurückliegenden Jahren. Als Wahlkämpfer der CSU teilte er ordentlich aus an diesem, seinem Tag in Kulmbach: Alt-Kanzler Gerhard Schröder bezeichnete er als "Gazprom-Gerd", der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist lediglich "der Mann aus Würselen" und Trump beschrieb er als "blonden Wüterich".

Noch ein kleiner Fauxpas am Schluss

Neben einigen gezielt gesetzten, witzigen Einlagen zur aktuellen Weltpolitik lieferte er in seiner Rede auch noch ein Schmankerl, dass an alte Zeiten erinnerte: "Alte Liebe Rosneft nicht." Mit diesem Zitat spielte er auf das Verhältnis zur Bundeskanzlerin Angela Merkel an, verbunden mit einem abermaligen Seitenhieb auf Gerhard Schröders Engagement beim russischen Ölunternehmen Rosneft. Allerdings verschwieg er, dass dieses Zitat nicht von ihm ist, sondern bereits von der Frankfurter Allgemeine im Juli als Titel zu einem Artikel verwendet wurde, in dem die FAZ das Dreiecksverhältnis zwischen Schröder, der SPD und Russlands Präsident Putin beschrieben wurde. Zu Guttenberg wird mögliche Plagiatsvorwürfe verkraften: Ministerposten und Doktortitel sind ja längst weg.

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