Nach Tod eines Syrers aus Bonn Weitere Verwechslungen in Gefängnissen aufgedeckt

Düsseldorf · In Nordrhein-Westfalen sind mindestens drei Menschen unschuldig ins Gefängnis gesperrt worden, weil sie verwechselt wurden. Das hat die Landesregierung eingeräumt.

In Nordrhein-Westfalen sind weitere Fälle von Menschen bekanntgeworden, die unschuldig im Gefängnis gelandet sind. Nach dem Fall des zu Unrecht eingesperrten 26-jährigen Syrers aus Bonn, der nach einem Zellenbrand gestorben war, haben das Justiz- und das Innenministerium des Landes nun zwei weitere Fälle eingeräumt.

Er habe gehofft, dass es sich bei dem verwechselten Syrer um einen Einzelfall gehandelt habe, berichtete NRW-Innenminister Herbert Reul CDU) am Donnerstag. „Inzwischen spricht allerdings viel dafür, dass wir es mit einem grundsätzlichen Problem zu tun haben.“

Das NRW-Innenministerium berichtete, dass im Kreis Unna im März 2017 ein polnischer Mann festgenommen und ins Gefängnis gesteckt worden war, weil die Beamten annahmen, gegen ihn liege ein Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Aachen vor.

Erst im Gefängnis in Castrop-Rauxel sei festgestellt worden, dass der Festgenommene zwar den gleichen Vor- und Nachnamen trug, aber der zweite Vorname und das Alter nicht stimmten. Bis die Verwechslung aufgeklärt und der „Namensvetter“ des Gesuchten Ende Mai 2017 wieder auf freien Fuß kam, seien mehr als zwei Monate vergangen.

Das NRW-Justizministerium hatte am Mittwoch über einen dritten Fall berichtet: Ein Marokkaner habe in Remscheid acht Monate lang unschuldig eine Strafe wegen Raubes und Diebstahls abgesessen, bevor er Gefängnismitarbeitern Ende Oktober berichtet habe, nicht der gesuchte Straftäter zu sein.

Daraufhin sei er erkennungsdienstlich behandelt worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass seine Fingerabdrücke nicht mit denen des Gesuchten übereinstimmen. Auf Nachfrage habe der Inhaftierte behauptet, er sei ein Bruder des Gesuchten. Daraufhin sei er umgehend aus der Haft entlassen worden.

In Kleve hatte der unschuldig inhaftierte Syrer bei einem Feuer in seiner Zelle tödliche Verbrennungen erlitten. Erst danach kam heraus, dass die Haftbefehle einem Mann aus dem afrikanischen Mali galten, der ihm überhaupt nicht ähnlich sah. In diesem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft Kleve gegen mehrere Beamte wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung im Amt.

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