Steve Hudson Warum ein Brite die Groko verhindern will

Bonn · Steve Hudson, der Vorsitzende des Vereins #NoGroKo, setzt sich für eine Erneuerung der SPD ein. Dabei will er sich nicht zuletzt an dem erfolgreichen Beispiel der Labour Partei in Großbritannien orientieren.

 Der #NoGroKo-Vorsitzende Steve Hudson.

Der #NoGroKo-Vorsitzende Steve Hudson.

Foto: Daniela Greulich

Der gebürtige Brite und Kölner Steve Hudson bekommt heute noch Gänsehaut, wenn er sich an seine Zeit als Wahlhelfer für die Labour Partei zurückerinnert. Drei Wochen lang hat der 48-Jährige im Sommer 2017 Social-Media-Videos produziert und in England die Werbetrommel für die Sozialdemokratie gerührt. In seiner früheren Heimat seien vor allem junge Menschen auf die Straße gegangen. „Sie haben sich für das eingesetzt, woran sie glauben“, schwärmt Hudson.

Der heutige Vorsitzende des Vereins #NoGroKo wünscht sich eine solche Aufbruchstimmung – wie je-ne unter Labour-Chef Jeremy Corbyn – auch für die SPD. 2017 ist er in die Partei eingetreten, weil Martin Schulz eine Politik der sozialen Gerechtigkeit forderte. Davon sei nicht viel übrig geblieben.

Hudson war schon immer politisch engagiert. Im Alter von erst 16 Jahren trat der gebürtige Londoner in die Labour Partei ein. Doch bereits während seiner Studienzeit verließ er sie wieder, weil er sich mit der Politik des damaligen Parteichefs Tony Blair nicht mehr identifizieren konnte. Die Hinwendung zur Wirtschaft und gleichzeitige Abkehr von sozialdemokratischen Werten kritisiert der dreifache Vater bis heute. 1995 lernte er in London seine heutige Frau kennen und zog zu ihr nach Deutschland. Seit nunmehr zehn Jahren hat er auch einen deutschen Pass und ist als freier Medienschaffender in Köln tätig. Den Aufstand gegen die SPD-Spitze organisiert er ehrenamtlich.

Während Hudson mit der Entwicklung bei Labour mehr als zufrieden ist, hapert es bei der SPD. Laut aktuellen Umfragen liegen die Sozialdemokraten beinahe gleichauf mit der AfD. Der Status einer Volkspartei wackelt. Hudson will dem drohenden Niedergang mit allen Mitteln entgegenwirken. Allerdings brauche es dafür deutlich mehr Basisdemokratie. Mit Einführung der Urwahl habe Labour in nur zwei Jahren seine Mitgliedschaft verdreifacht und einen Triumph mit 40 Prozent bei den Parlamentswahlen errungen. „Das wünsche ich mir auch für die SPD mit ganzem Herzen“, erklärt Hudson.

Der Vorstoß, Andrea Nahles zur kommissarischen Parteichefin zu machen, könne als Putschversuch gewertet werden. „Wir haben das mit einem Aufschrei der Entrüstung verhindert“, sagt Hudson, der diese Entwicklung auch auf die erfolgreiche Arbeit von #NoGroKo zurückführt.

Als einfaches Mitglied an der Basis habe man in der SPD ansonsten allerdings kaum Möglichkeiten der Mitbestimmung, kritisiert der Brite. Eigentlich müsse die Parteispitze ihre Macht von oben nach unten abgeben. Die Wahrscheinlichkeit hierfür sei jedoch gleich null. „Wir müssen uns diese Macht von unten erkämpfen“, fordert Hudson. Nur auf diese Weise könne eine wirkliche Erneuerung gelingen. In ihrer jetzigen Form sei die SPD allerdings ein Öltanker, der sich nur sehr langsam umsteuern lasse.

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