Kommentar zur Kritik an der Flugbereitschaft Warten auf den BER

Meinung | Bonn · Ein (Teil-)Umzug der Flugbereitschaft in ein Provisorium, obwohl die BER-Eröffnung zeitlich in Sichtweite ist, kann niemandem zugemutet werden, kommentiert Kai Pfundt.

Angenommen die Kanzlerin will, rein hypothetisch, nach Brüssel reisen. EU-Gipfel. Sie ordert bei der Flugbereitschaft der Bundeswehr eine Maschine, um repräsentativ zum Staatstermin zu kommen. Der Flieger startet also von seinem Heimatflughafen Köln/Bonn nach Berlin, pi mal Daumen 500 Kilometer Luftlinie, nimmt die Kanzlerin auf, fliegt dieselben 500 Kilometer Luftlinie zurück, wackelt über Bonn vielleicht zum Gruß mit den Tragflächen, und bis Brüssel ist es nur noch ein Katzensprung.

Keine Frage: Die von den Grünen kritisierten Leerflüge von Regierungsmaschinen zwischen Köln/Bonn und Berlin sind ein Ärgernis. Grob geschätzte 400 000 überflüssige Flugkilometer sind auf diese Weise allein 2018 zustande gekommen. Die Kosten für Steuerzahler und Umwelt hätte man sich gern erspart. Die Grünen-Forderung, die Zahl der Leerflüge nach Möglichkeit zu minimieren, ist deshalb vernünftig. Hinter dem Ja kommt wie so oft das Aber. Mit einem provisorischen Umzug auch von Teilen der Flugbereitschaft zum Beispiel auf den Flughafen Berlin-Tegel würde nur weiteres Steuergeld verfeuert.

Die Organisation und Sicherung des Flugbetriebs mehrerer Großflugzeuge bedeutet einen erheblichen Aufwand – logistisch und technisch und damit auch finanziell. Währenddessen steht auf der Dauerbaustelle des Berliner Hauptstadtflughafens – dort also, wo eigentlich seit 2011 der Regierungsflugbetrieb abgewickelt werden sollte – das funktionsbereite Sonderterminal leer. Im Oktober kommenden Jahres soll der BER endlich in Betrieb gehen. Selbst wenn BER-Terminankündigungen mit aller Vorsicht zu genießen sind: Ein (Teil-)Umzug der Flugbereitschaft in ein Provisorium, obwohl die BER-Eröffnung zeitlich in Sichtweite ist, kann niemandem zugemutet werden.

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