Umweltfreundliche Alternativen WWF: Sozialverträglicher Ausstieg aus der Kohle möglich

Berlin · Die Kommission der Bundesregierung ringt um den richtigen Weg zum Ausstieg aus der Kohle. Es geht vor allem auch um den Strukturwandel in den betroffenen Regionen. Wird die Kohleindustrie mehr und mehr zum Risikofaktor?

 Eine Kommission der Bundesregierung soll bis Ende des Jahres einen Ausstieg aus der Kohle ausarbeiten.

Eine Kommission der Bundesregierung soll bis Ende des Jahres einen Ausstieg aus der Kohle ausarbeiten.

Foto: Jan Woitas

Die Naturschutzorganisation WWF hat sich für einen schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung ausgesprochen. Ein sozialverträglicher Ausstieg sei möglich, Deutschland könne damit seine Klimabilanz und Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessern.

Das geht aus einer Untersuchung für den WWF und den Ökostromanbieter Lichtblick hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Kohleindustrie mit ihren Subventionen und Vergünstigungen werde im Vergleich zu den stetig billiger werdenden erneuerbaren Energien wirtschaftlich immer mehr zum Risiko.

Die Kommission der Bundesregierung zum Ausstieg aus der Kohleverstromung kommt am Donnerstag zu ihrer nächsten Sitzung zusammen. Sie soll bis Ende des Jahres einen Ausstieg aus der Kohle ausarbeiten und Vorschläge für Finanzierung und Gestaltung des Strukturwandels in Regionen wie der Lausitz und dem Rheinischen Revier vorlegen.

"Ein schneller und kraftvoller erster Schritt beim Kohleausstieg ist ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvoll", sagte Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. Kohle blockiere nicht nur den Klimaschutz, sondern auch Innovationen und Entwicklungschancen für die betroffenen Regionen. Ein Großteil der deutschen Kohlekraftwerke sei alt, die meisten Anlagen seien lange abgeschrieben. Es gebe "überwältigende" Gründe, jetzt den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten, heißt es in der Untersuchung. Die erneuerbaren Energien machten das Energiesystem nicht mehr teurer.

Beim bevorstehenden Strukturwandel in der Lausitz, dem Mitteldeutschen und dem Rheinischen Braunkohlerevier gehe es nicht um den Anfang, sondern um den Abschluss eines Prozesses, heißt es in der Untersuchung. Bundesweit liege die Zahl der direkt in der Braunkohlewirtschaft Beschäftigten im Jahr 2018 bereits deutlich unter 20 000. Die durch einen beschleunigten Ausstieg aus der Braunkohleverstromung vorgezeichnete Entwicklung werde allein aufgrund der Beschäftigtenzahlen und der zu erwarteten Fristen für den schrittweisen Abschied von der Braunkohle leichter zu bewältigen sein als bei der Steinkohle mit viel höheren Beschäftigtenzahlen.

Bei der Braunkohle helfe zudem die Altersstruktur der Beschäftigten bei der sozialverträglichen Gestaltung des Ausstiegs. "Bei einem geschickt gesteuerten Kohleausstieg zum Beispiel bis 2035 können etwa zwei Drittel der Beschäftigten regulär in den Ruhestand entlassen werden." Der mit einem schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung verbundenen Strukturwandel sei demnach als bundespolitische Herausforderung "sicher zu bewältigen" und keineswegs vergleichbar mit den dramatischen Strukturbrüchen der Vergangenheit.

Das bewährte Instrumentarium von Weiterbildungsangeboten, neuen Beschäftigungschancen in anderen Unternehmensbereichen, Vorruhestandsregelungen und Abfindungen werde auch bei der Braunkohle greifen. "Wo es eng wird, werden Bundes- und Landespolitik und auch die EU den Wandel absichern." Ein weiteres Zuwarten beim Einstieg in den gesteuerten Ausstieg aus der Kohle habe zur Folge, dass dann zu einem späteren Zeitpunkt in kürzerer Frist mehr Kraftwerke stillgelegt werden müssten. "Wer jetzt Zuwarten empfiehlt, programmiert damit die Härten und lokalen Strukturbrüche, die er vermeiden möchte."

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