Mutmaßliches Islamisten-Netzwerk Verein aus Neuss wehrt sich gegen Vorwürfe

Düsseldorf/Neuss · Die Polizei hat Häuser und Wohnungen eines mutmaßlichen islamistischen Netzwerks durchsucht. Die Vorsitzende eines verdächtigen Neusser Vereins wehrt sich gegen die Vorwürfe.

 Polizeibeamte stehen vor dem Hauptsitz des Vereins Ansaar International in Düsseldorf.

Polizeibeamte stehen vor dem Hauptsitz des Vereins Ansaar International in Düsseldorf.

Foto: dpa

Es ist 6.15 Uhr am Mittwochmorgen, als die Polizei im Parterre eines Mehrfamilienhauses im ländlichen Neusser Stadtteil Grimlinghausen klingelt. Auf dem Klingelschild befindet sich der Zusatz „WWR-Help e.V.“. Die Polizisten kommen, weil das Innenministerium hinter diesem Verein und dem Düsseldorfer Verein Ansaar International ein bundesweites islamistisches Netzwerk vermutet, das Terrorgruppen finanziell unterstützen soll. Drei Stunden lang haben sie die Wohnung durchsucht, Unterlagen und einen Laptop beschlagnahmt.

Eine heute 38 Jahre alte Zahnarzthelferin soll den Verein 2014 gegründet haben. Bei einem Besuch sagte sie unserer Redaktion, WWR Help sei ein „kleiner Verein“, der „nur Kindern und Familien hilft“. Sie unterhalte keine verwandtschaftlichen Beziehungen nach Palästina und nennt es absurd, dass ihr Verein in Zusammenhang mit Waffenkäufen für die palästinensische Hamas gebracht werden soll.

In neun Städten in NRW gab es am Mittwoch Durchsuchungen. Neben den Vereinssitzen in Neuss und Düsseldorf-Reisholz waren Polizisten auch in Mönchengladbach aktiv. Dort haben sie offenbar zwei Privatwohnungen durchsucht. In Duisburg waren es zwei Geschäfts- und Privaträume in den Stadtteilen Meiderich und Hochfeld. Auch in Ratingen, Aachen, Münster, Köln und Warendorf gab es Razzien.

Vereine sind eng verflochten

So wie sich die Zahnarzthelferin in Neuss als Helferin ausgibt, so stellt sich auch Ansaar International dar. Beide Vereine sind laut NRW-Verfassungsschutz eng verflochten. „Ansaar“ geht auf das arabische Wort für Helfer zurück. Der Verein bezeichnet sich als Hilfsorganisation. „Wir bauen Moscheen, Koranschulen, Krankenhäuser, Bunker, Waisenhäuser, Witwenheime und Brunnen“, heißt es auf der Website.

Vereinsvorsitzender ist der deutsche Staatsbürger Abdul Rahman Kayser, der vor seinem Übertritt zum Islam Teil einer Düsseldorfer Rapgruppe gewesen sein soll. Der Rapper Farid Bang hat laut „Bild“ 2014 in einem Video Werbung für den Verein gemacht. Der Fußballer Ben Hatira hat wegen seiner Kontakte zu Kayser seine Anstellung bei Darmstadt 98 verloren.

Interessant ist auch der Status der Gemeinnützigkeit, den die „Black Stone gGmbH“ im Namen führt und laut Verfassungsschutz für Ansaar den „Ummashop“ in Düsseldorf unterhält. Die Einnahmen hieraus fließen in „Hilfsprojekte“ des Vereins. Auf der Website des „Ummashops“ heißt es: „We turn shopping into charity“ (etwa: Bei uns Einkaufen ist gemeinnützig). Es gibt Schwarzkümmelprodukte, Camouflage-Schuhe in Pink sowie Bücher über die „frommen Altvorderen“, die als theoretische Grundlage des Salafismus dienen.

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