Kommentar zur Wohnungsnot der Studierenden Systemwechsel

Meinung · Wenn der Staat den Studenten das Dasein wirklich erleichtern möchte, sollte er sich den Umweg sparen und nicht mehr Geld ausschütten, sondern mehr Wohnraum, kommentiert GA-Redakteur Wolfgang Pichler.

Neunhundertachtzehn Euro hat der Durchschnitts-student pro Monat zur Verfügung. Wenig genug. Zudem gehen 323 davon (mehr als ein Drittel) für die Miete drauf; nur 168 (5,50 pro Tag) bleiben fürs Essen. Und das nennt sich „Bildungsrepublik Deutschland“.

Jetzt rufen die üblichen Verdächtigen wieder nach der üblichen Lösung: Studenten müssten mehr Bafög bekommen. So etwas doktert aber nur am Symptom, nicht an der Ursache. Dass Wohnen immer teurer wird – dies Ärgernis trifft heutzutage nicht nur Studenten, sondern (fast) jeden. Die bislang genutzten Strategien junger wie älterer Wohnungs-suchender stoßen an ihre Grenzen. Nicht jeder liebt das Modell WG mit ihren versifften Badezimmern und Kühlschränken. Nicht jeder will in jene billigen Viertel ziehen, wo man sich nachts nicht vor die Tür traut (manchmal auch nicht tagsüber).

Besser wäre, die üblichen Verdächtigen riefen nach dem großen Systemwechsel. Warum muss jeder Neubau einem Regalfestmeter an Vorschriften gehorchen? Warum entsteht Wohnraum nur im Grünen, fern von jedem Arbeitsplatz und jeder Uni? Warum nur für die Standard-Zielgruppe Vater/ Mutter / zwei Kinder / Auto?

An Ideen mangelt es nicht. Clevere Architekten haben die Mikro-Wohnung von der Stange entworfen: klein, einfach, rasch errichtet, bezahlbar. Wenn der Staat den Studenten das Dasein wirklich erleichtern möchte, sollte er sich den Umweg sparen und nicht mehr Geld ausschütten, sondern mehr Wohnraum – indem er solche Projekte fördert. Das hülfe nicht nur jungen Menschen, sondern allen.

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