Caritas-Studie Studie belegt, dass Wohnraum in Großstädten Mangelware ist

BERLIN · Eine Studie der Caritas belegt, dass es in vielen deutschen Großstädten und Ballungsräumen an bezahlbarem Wohnraum mangelt. Ein Thema, dass auch in den Groko-Sondierungen zur Sprache kommen wird.

Tag vier der Groko-Sondierung in Berlin. Ein Thema der möglichen Koalition: der Wohnungsmangel in Deutschland. Drei Kilometer Luftlinie vom Konrad-Adenauer-Haus, wo die potenziellen Koalitionäre sich ein Schweigegelübde über ihre Verhandlungen auferlegt haben, setzt der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, ein Zeichen gegen die Wohnungsnot in Deutschland. Die Suche nach einer Wohnung werde für immer mehr Menschen im Lande ein „nahezu aussichtsloses Unterfangen“.

In vielen deutschen Großstädten und Ballungszentren sei es kaum mehr möglich, bezahlbare Wohnungen zu finden. „Wohnungsnot ist zu einer sozialen Wirklichkeit geworden, die gesellschaftspolitisches Konfliktpotenzial birgt“, betont Neher zum Start der Caritas-Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“.

Knapper Wohnraum und steigende Mieten würden mittlerweile nicht nur Menschen mit geringem Einkommen treffen. Auch Menschen aus der Mittelschicht wie Pfleger, Polizisten, Krankenschwestern oder Erzieher bekämen zu spüren, dass bezahlbares Wohnen zur Mangelware geworden sei. Neher: „Das Problem hat die Mitte der Gesellschaft erreicht.“

Der Präsident des Caritasverbandes erwartet denn auch von CDU, CSU und SPD, sollten sich die drei Parteien erneut auf eine große Koalition verständigen können, „eindeutige Impulse“ zur Ankurbelung des sozialen Wohnungsbaus in Deutschland. Denn: Jedes Jahr fallen in Deutschland 40.000 bis 60.000 Wohnungen aus der Sozialbindung. Gab es 1987 noch rund 3,9 Millionen Sozialwohnungen in Deutschland, waren es 2015 gerade noch 1,3 Millionen. Zudem würden vor allem für untere Einkommensgruppen und Familien zu wenige Wohnungen gebaut, die diese auch bezahlen könnten.

Kommunen als zentrale Akteure

2016 seien knapp 25.000 Sozialwohnungen fertig gestellt worden, benötigt würden aber 80.000. Neher wies weiter darauf hin, dass als eine Folge der Föderalismusreform die Co-Finanzierung des sozialen Wohnungsbaus durch den Bund in Höher von jährlich 1,5 Milliarden Euro 2019 auslaufe. Dann seien die Bundesländer allein am Zuge. Doch bis dahin müsse eine neue Bundesregierung aktiv bleiben. Denn Wohnungspolitik sei Sozialpolitik.

„Das Thema ist gesetzt, gerade in der Mitte der Gesellschaft“ so Neher. „Immer mehr Menschen machen die Erfahrung, dass sie nahezu chancenlos auf dem Wohnungsmarkt sind.“ Neher forderte auch die Kommunen in Deutschland auf, sich stärker beim sozialen Wohnungsbau zu engagieren. Die Kommunen seien zentrale Akteure in der Wohnungspolitik. „Sie besitzen mit dem Bauplanungsrecht ein starkes Instrument, mit dem sie bestimmen können, wo, wie und was gebaut wird.

Nach einer jetzt vom Deutschen Caritasverband in Berlin veröffentlichten Studie zählt bezahlbares Wohnen neben Pflege, Kinderarmut und Rente zu den vier dringendsten politischen Themen der Menschen in Deutschland. Demnach ist es für drei Viertel der Befragten „äußerst wichtig“ oder „sehr wichtig“, dass das Menschenrecht auf eine Wohnung, wofür die die jetzt gestartete Caritas-Kampagne eintritt, gewährleistet ist. Hohe Wohnkosten seien mittlerweile für 79 Prozent der Befragten ein „erhebliches Armutsrisiko“.

Neher betonte dazu: „Wenn die Zusammensetzung von Quartieren aber zunehmend durch den Geldbeutel bestimmt wird, führt dies zu einem Auseinanderdriften von Milieus und schwächt so den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Mammutaufgabe
Kommentar zum Wohnungsmangel in Deutschland Mammutaufgabe