Neuer Vorsitz So sehen Poltiker aus der Region den CDU-Dreikampf

Bonn · An diesem Donnerstag beginnt mit der ersten Regionalkonferenz der Dreikampf um die Parteispitze. Die Delegierten aus der Region wollen die Kandidaten beobachten

Die drei aussichtsreichsten Kandidaten im Rennen um den CDU-Vorsitz haben sich inzwischen warmgelaufen. An diesem Donnerstag geht der Wettstreit um die Nachfolge von Angela Merkel so richtig los – in Lübeck, bei der ersten von acht Regionalkonferenzen. Die Entscheidung zwischen Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn fällt am 7. Dezember in Hamburg.

Wie sehen die Delegierten aus dem südlichen Rheinland die Situation? Haben sie sich schon festgelegt? Sind sie noch offen? Woran machen sie ihre Entscheidung fest? Und: Sind Mitglieder schon an die Delegierten herangetreten und machen Stimmung für Kandidaten? Der GA hat sich umgehört.

Der Beueler Landtagsabgeordnete Guido Déus hat zuletzt viel Post bekommen: In E-Mails und Kurznachrichten ist ihm vor allem die Wahl von Merz und Kramp-Karrenbauer ans Herz gelegt worden. Er solle daran denken, dass Merz „ein Freund der klaren Sprache“ sei, konservative Werte vertrete und der CDU ein Stück mehr Diskussionskultur geben würde, zitiert Déus aus den Schreiben. Andere bitten ihn, die Saarländerin zu wählen, weil „die CDU keinen Rechtsruck“ brauche und nur sie weiterentwickeln könne, „was Merkel aufgebaut hat“. Für Déus – einen von vier Bonner Delegierten – sind das wichtige Wortmeldungen. Früher sei er ein Merz-Fan gewesen. „Doch in den letzten zehn Jahren hat man von ihm ja nicht viel gehört. Insofern wird er mich auch überzeugen müssen.“ Bei der Regionalkonferenz – die für NRW findet am 28. November in Düsseldorf statt – wolle er gut zuhören. Aber auch bei der Mitgliederversammlung der Bonner CDU am 26. November werde er sich ein Bild von der Stimmung der Basis machen. Als Delegierter fühle er sich „beauftragt, eine vernünftige Abwägungsentscheidung zu treffen“.

Der Hennefer CDU-Vorsitzende Thomas Wallau will seine Entscheidung daran festmachen, welcher Kandidat am ehesten das Zeug zum Regierungschef habe. Es dürfte klar sein, „dass der neue Vorsitzende oder die neue Vorsitzende demnächst Bundeskanzler wird“. Derzeit schwankt Wallau – einer von zehn Delegierten aus dem Rhein-Sieg-Kreis – zwischen zwei Kandidaten. Wichtig sei ihm, jetzt weitere Argumente für seine Entscheidung zu sammeln. Dazu plant er auch eine kleine Rundfrage in seinen Hennefer Parteigremien. „Was würdet Ihr an meiner Stelle machen?“, will er die Parteifreunde in den nächsten Tagen fragen.

Der nächste Anruf, das nächste Entscheidungskriterium. Uwe Pakendorf, CDU-Vorsitzender in Rösrath, meint: „Ich wähle jenen, der es schafft, die Partei so breit wie möglich als Volkspartei aufzustellen.“ Wer das für ihn ist? Um das herauszufinden, wolle er „von den Kandidaten noch mehr erfahren“. Wichtig sei ihm auch zu erfahren, was die Basis wolle. Eine Gelegenheit: Eine Mitgliederversammlung der CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis am 24. November. Die Entscheidung müsse dann natürlich jeder Delegierte selbst fällen.

Kathrin Amelung hat ihre schon getroffen. Die Ratsfrau aus Engelskirchen im Oberbergischen Kreis will ihr Kreuzchen bei Merz machen. „Der hat zwar eine etwas arrogante Art, bringt aber auch Frische rein.“ Und außerdem: Für die große Weltbühne seien sowohl Spahn als auch Kramp-Karrenbauer „noch nicht erfahren genug“.

Für Erwin Rüddel spielt ein mögliches späteres Amt eine untergeordnete Rolle. Ihm gehe es um die Führung der Partei, sagt der Vorsitzende der CDU im Kreis Neuwied. Kramp-Karrenbauer würde „viel Erfahrung einbringen. Mit ihrer Arbeit für das neue Grundsatzprogramm und ihrer Zuhör-Tour an der Basis bringt sie beste Voraussetzungen mit, die CDU in eine gute Zukunft zu führen“, sagt Rüddel. Er schätze aber auch Spahn sehr. „Er verfügt absolut über das Potenzial, unsere große Volkspartei zu führen.“ Auch bei Merz sei er „sicher, dass er die politische Erfahrung besitzt, die Partei in dieser schwierigen Zeit wieder zu stärken“. Festgelegt sei er noch nicht. Klar sei, dass die neue Parteiführung bereit sein müsse, „das konservative Profil der Partei zu schärfen, ohne dabei in Populismus oder Ressentiments zu verfallen“.

Ein anderer Fokus ist für die Chefin der CDU Rhein-Sieg, Elisabeth Winkelmeier-Becker, entscheidend: „Wichtig ist, dass an der Spitze der CDU jemand steht, der die Partei weiter in der Mitte hält und für eine Politik aus der Mitte der Gesellschaft heraus steht.“ Wer will, kann darin durchaus lesen, dass sie sich Kramp-Karrenbauer als Vorsitzende wünscht.

Jetzt schon Präferenzen zu verteilen, das hält der Euskirchener CDU-Kreisvorsitzende Detlef Seif nicht für gut – und kritisiert indirekt, dass sich die Mittelstandsvereinigung für Merz und die Frauen Union für Kramp-Karrenbauer ausgesprochen haben. „Wir sollten jetzt nicht polarisieren.“ Er selbst wolle „die Kandidaten intensiv beobachten und aus Überzeugung entscheiden“.

Mehr inhaltliche Debatten wünscht sich Michael Schneider, Kreisgeschäftsführer der CDU Ahrweiler und einer der vier Delegierten von der Ahr. „Wir kennen jetzt die Kandidaten. Jetzt müssen sie auch sagen, wo es langgehen soll.“ Ihm sei die Innere Sicherheit sehr wichtig. Denn selbst an der Ahr fühlten sich die Menschen bedroht durch Kriminalität, sagt Schneider. „Klare Kante“ fordert er auch in Sachen Steuern. „Wir brauchen eine Steuerreform, die die Bürger entlastet.“ Hat er einen Favoriten, der diese Dinge am ehesten vertritt? „Ja“, sagt Schneider, fügt aber hinzu, „ich bin da noch offen.“ Es könnte gut sein, dass er noch umschwenke. Bis zur Entscheidung in Hamburg sind es ja auch noch gut drei Wochen.

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