Sonntagsfrage der Meinungsinstitute So genau waren die Umfragen zur Bundestagswahl

Bonn · Wöchentlich stellen Meinungsforschungsinstitute die klassische Sonntagsfrage. Doch wie haben die Umfragen im Vergleich zum Ergebnis der Bundestagswahl abgeschnitten? Wo gibt es die größten Differenzen? Und was sind die Gründe?

"Wen würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre?" Fast wöchentlich findet sich diese Umfrage in irgendeiner Veröffentlichung, um das Stimmungsbild in der Bevölkerung zu erforschen. Nun war tatsächlich Bundestagswahl. Doch inwieweit stimmen die Ergebnisse der Sonntagsfrage der Meinungsforschungsinstitute mit dem tatsächlichen Wahlausgang überein?

Die CDU/CSU sahen alle sechs verglichenen Institute als klaren Sieger vor der SPD, im Rennen um Platz drei lag je nach Institut mal die Linke, die FDP oder auch die AfD vorne. Das genaue vorläufige Endergebnis konnten die Institute für keine der Parteien erfolgreich vorhersagen. Dennoch waren das Institut für Demoskopie Allensbach und Infratest Dimap nah dran. Sie wichen nur 0,2 Prozentpunkten vom Ergebnis der Linken ab.

Differenz bei CDU/CSU am größten

Generell schnitten diese beiden Meinungsforschungsinstitute am besten ab. Sie lagen mit ihren vor der Wahl veröffentlichten Umfragen in jeweils drei Fällen am nächsten am Wahlergebnis. Zudem wichen beide mit insgesamt 7,9 sowie 8,9 Prozentpunkten am wenigsten von den tatsächlichen Ergebnissen ab. Bei den vier anderen Instituten lag dieser Wert bei mehr als 10 Prozentpunkten. Infratest Dimap sah zudem als einziges Institut die AfD bei zwölf und die SPD bei nur 20 Prozent. Allensbach lag bei der FDP nur 0,3 Prozentpunkte daneben.

Kurios: Infratest Dimap lag trotz des Spitzenwertes auch am weitesten daneben. Der CDU/CSU prognostizierte das Institut 37 Prozent, am Ende kam die Partei auf bloß 33 Prozent der Wählerstimmen. Generell lagen bei der CDU/CSU alle Umfragen mit mindestens drei Prozentpunkten daneben.

Differenz durch Spätentscheider

Doch woran liegt das? Frank Decker sieht einen Grund im zeitlichen Abstand zwischen Umfragen und Wahl. "In dieser Woche passiert noch viel", so der Politikwissenschaftler der Universität Bonn. Viele Spätentscheider hätten sich dann gegen die CDU/CSU entschieden.

Eine weitere Rolle spielte dabei seiner Ansicht nach auch die Diskussion um eine mögliche Jamaika-Koalition in der Woche vor der Wahl sowie das knappe Rennen um den dritten Platz. So hätten viele Wähler noch bei der FDP oder bei den Grünen ihr Kreuz gemacht, um diese Parteien hinsichtlich Jamaika zu stärken. Insgesamt gaben 40 Prozent vor der Wahl an, noch nicht zu wissen, wer ihre Stimme bekommt.

Auch die AfD holte mit 12,6 Prozent mehr Anteile als prognostiziert. "Dies hänge mit einem generellen Problem zusammen", sagt Decker. Wähler von Parteien wie der AfD würden weder vor der Abstimmung noch direkt am Wahllokal dazu neigen, ihre politische Ansicht oder Präferenz preizugeben. Selbst bei den ersten Prognosen am Wahlabend wurde die AfD irgendwo zwischen zwölf und 15 Prozent angesiedelt.

"Insgesamt können die Demografen jedoch zufrieden sein", findet der Experte. Den Aufwind der AfD und auch die gesunkenen Zahlen für die beiden Volksparteien hätten sie in ihren Umfragen bereits abgesehen.

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