Erste Parteitagsrede des Altkanzlers Schröder macht sich für Gabriel stark

Berlin · Der Parteichef hat ihn gefragt. Und Gerhard Schröder, der selbst fünf Jahre Vorsitzender der SPD war, hat gern angenommen. Sigmar Gabriel soll unterstützt werden.

 Altbundeskanzler Gerhard Schröder verneigt sich in Berlin nach seiner Rede, während die Parteitags-Delegierten Applaus spenden.

Altbundeskanzler Gerhard Schröder verneigt sich in Berlin nach seiner Rede, während die Parteitags-Delegierten Applaus spenden.

Foto: dpa

Erstmals seit acht Jahren spricht der frühere Bundeskanzler wieder bei einem SPD-Bundesparteitag. 16 Minuten dauert der Auftritt des 71 Jahre alten Altkanzlers. Und er ist sehr bald dabei, den heutigen Vize-Kanzler Gabriel gewissermaßen zum nächsten Kanzlerkandidat der SPD auszurufen.

Schröder hält bei diesem Parteitag die Nachrufe auf drei große Persönlichkeiten der SPD: auf Egon Bahr, auf Günter Grass und natürlich Helmut Schmidt. Schröder ist schnell bei der hohen Staatskunst. Und er spricht davon, dass es für Kanzler manchmal ziemlich einsam werden kann.

Von Bahr, dem Vertrauten von Kanzler Willy Brandt, habe man lernen können, "dass man sich nicht verbiegen darf", dass man das tun müsse, "was klug und was nötig ist". Und Schmidt, der vor wenigen Wochen im Alter von 96 Jahren verstarb, sei bereit gewesen, das Wohl des Landes über das Wohl der Partei zu stellen. Spricht da Schröder, der mit seiner Reformagenda 2010 große Teile der Partei gegen sich aufgebracht hat, gerade auch ein wenig über sich selbst?

Aber bitte, sagt der Altkanzler dann, mit Schmidt habe die SPD 1976 und 1980 "zwei große Wahlsiege" geholt. Und einen solchen Wahlsieg der SPD im Bund würde nicht nur Schröder gern noch einmal erleben. Dann kommt gewissermaßen der Ritterschlag des einstigen Bundeskanzlers für Gabriel, den heutigen Vizekanzler: "Und das ist es, was Sigmar Gabriel jetzt versucht und wofür er jede Unterstützung braucht."

Dann ist Schröder wieder bei Schmidt und der Staatskunst in schwierigen Zeiten. Schmidt habe gerade in solchen Phasen Führung gezeigt. "Er gab die Richtung vor, er gab uns Orientierung und er gab uns Sicherheit." Dazu müsse ein Regierungschef manchmal "auch eine Entscheidungen treffen, die einsam macht".

Schröder ist dann auch bei Kriegsgeneration, der Bahr, Grass und Schmidt angehört hätten, "aller Illusionen beraubt, aber auch entschlossen: Nie wieder Krieg!" Dies habe Bahrs Politik des Wandels durch Annäherung geprägt, Grass als Mahner angetrieben und auch Schmidt nicht losgelassen. Dies sei Kompass der SPD-Politik bis heute. Und deswegen habe er, Schröder, als Bundeskanzler einer rot-grünen Regierung auch Nein zum Irak-Krieg gesagt.

Schröder weiß noch immer, was die Genossen gerne hören. Anti-Kriegs-Politik und die Erinnerung daran, dass dies am Ende auch noch einen Wahlsieg gebracht hat. "Günter Grass war stolz auf unser Nein zum Irak-Krieg", sagt ein bewegter Schröder. Erstmals rührt sich Applaus im Saal der Messe Berlin. Als Schröder endet, erheben sich die Genossen zum Applaus. Parteichef Gabriel erhebt sich, geht vom Podium hinunter zu Schröder. Die beiden umarmen sich. Dieser Pakt ist geschlossen.

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