Kommentar zum Stresstest Schere im Kopf

Meinung · Man sollte einen Bankenstresstest nicht überbewerten. Er liefert zwar wichtige Erkenntnisse über den Zustand der Geldhäuser, er schafft mehr Transparenz, die einzelnen Institute werden auch besser vergleichbar.

 51 Institute nimmt die Bankenaufsicht beim Stresstest unter die Lupe, davon sind neun aus Deutschland.

51 Institute nimmt die Bankenaufsicht beim Stresstest unter die Lupe, davon sind neun aus Deutschland.

Foto: dpa

Insofern ist dies eine Übung, die der Aufsicht mehr Einblicke verschafft, auch den Aktionären und der Öffentlichkeit. Doch die Stressszenarien sind immer nur Annahmen, die die Aufseher den Banken vorgeben. Diese Annahmen passen sie zwar immer an die Wirklichkeit an, aber das leider immer erst sehr verzögert. So mussten die befragten Institute dieses Mal nicht ausrechnen, wie belastet sie durch die anhaltende Niedrig- beziehungsweise Negativzinsphase sind. Dabei ist das einer der größten Stressfaktoren für viele Institute, der ihre Gewinne deutliche schrumpfen lässt. Da fragt man sich, ob da die Europäische Zentralbank, die ja 130 größten Banken im Euroraum überwacht, doch die Schere im Kopf hatte: Denn sie müsste sonst gegebenenfalls ihre Geldpolitik überdenken, die ja gerade diese niedrigen Zinsen verursacht.

Davon abgesehen, wurden auch die aktuellen Auswirkungen des Brexit-Votums und der sich verschärfenden italienischen Bankenkrise nicht berücksichtigt. Immerhin sind die Vorgaben, die da im Test gegeben wurden – ein heftiger Konjunktureinbruch mit entsprechenden Folgen – strenger als die, die man bisher von dem geplanten Ausscheiden der Briten aus der EU annimmt. Auch wenn dieses Mal keine Bank also durchfallen konnte, sollte der Druck des Finanzmarktes auf die Institute steigen.

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