Treffen in Berlin Schäuble und Le Maire sind ziemlich beste Freunde

Berlin · Wolfgang Schäuble und Bruno Le Maire betonen in Berlin die gemeinsamen Ziele für ihre Länder und Europa.

 Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit dem französischen Wirtschaftsminister Bruno Le Maire.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit dem französischen Wirtschaftsminister Bruno Le Maire.

Foto: dpa

Der neue französische Finanzminister richtet sich direkt an Wolfgang Schäuble, der im großen Eichensaal des Bundesfinanzministeriums neben ihm Platz genommen hat. „Wolfgang, es ist ein großes Vergnügen, mit dir zusammenzuarbeiten“, sagt Bruno Le Maire in fließendem Deutsch. Mit seinem französischen Akzent hört sich das charmant an, zumindest wirkt es entwaffnend auf Schäuble.

Dabei ist es Le Maires erster Besuch in Berlin in diesem Amt. Doch Schäuble kennt den 48-Jährigen schon länger, er hatte in der Pariser Regierung schon so manches wichtige Amt inne. Le Maire und Schäuble wirken an diesem ersten Tag schon wie alte Freunde.

„Ich wollte dir sagen, ich bin wirklich fest davon überzeugt, dass wir zusammen eine sehr gute Arbeit machen werden zugunsten Deutschlands und Frankreichs, zugunsten Europas“, fährt Le Maire fort. In diesem Anfang liege eine „große Chance für Europa“. Viel Pathos also beim Franzosen.

Auch Schäuble zeigt so etwas wie Herzlichkeit. Er habe „große Freude“, Le Maire in Berlin zu begrüßen, man habe sich ja „schon öfters getroffen“. Und um zu unterstreichen, wie gut die beiden miteinander können, erzählt Schäuble , dass beide gleich zusammen in seinem Flugzeug zur Euro-Gruppe nach Brüssel reisen würden. „Ich bin nicht überrascht, dass wir ein breites gemeinsames Grundverständnis haben.“

"Verdammt zum Erfolg"

Le Maire ist für Schäuble kein Unbekannter, umgekehrt gilt das ja ohnehin nicht. Der konservative Elite-Diplomat war schon jahrelang im französischen Außenministerium tätig, hat sich dort um die deutsch-französische Zusammenarbeit gekümmert, erhielt für seine Verdienste darum 2015 schon das Bundesverdienstkreuz. Unter dem früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy war Le Maire von 2009 bis 2012 Agrarminister.

2014 unterlag er Sarkozy bei der Urwahl zum Chef der konservativen Partei UMP. Bei der jüngsten Präsidentschaftswahl gehörte er zunächst dem Lager des glücklosen Francois Fillon an. Als dieser wegen eines Bestechungsskandals unter Druck geriet, wechselte Le Maire ins Lager des heutigen Präsidenten Emmanuel Macron.

Als dessen treuer Botschafter präsentiert sich Le Maire nun in Berlin: Macron wolle Frankreich erneuern, und Europa gleich mit. „Wir sind verdammt zum Erfolg“, sagt Le Maire. Wenn Macron erfolglos bleibe, falle Frankreich an die Extremisten. Le Maire zählt auf: Deutschland und Frankreich müssten die seit Jahren anstehende Frage der Steuerharmonisierung jetzt „frontal angehen“. Dazu hätten er und Schäuble eine Arbeitsgruppe verabredet, die schon bis zum deutsch-französischen Ministerrat im Juli Vorschläge für eine gemeinsame Körperschaftsteuer vorlegen soll. Man wolle viele gemeinsame Investitionsprojekte anstoßen. Die Staaten der Euro-Zone müssten ihre Wirtschaftspolitik besser koordinieren.

Le Maire nennt keine Details, aber Schäuble weiß: Macron hat hier sehr konkrete Vorstellungen. Er will etwa einen europäischen Finanzminister installieren, ein gemeinsames Euro-Zonen-Budget schaffen und vieles mehr. Für Deutschland liegt in diesen Ideen immer die Gefahr, von anderen Staaten in Haftung genommen zu werden und am Ende keine Kontrolle mehr zu haben. Deshalb schweigt sich Schäuble lieber aus - und verrät noch nicht, was er von Macrons Ideen wirklich hält.

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