Kommentar zu Antisemitismus-Demos Nur ein Anfang

Meinung | Deutschland · Die Demos gegen Antisemitismus zeigen Juden in Deutschland, dass sie nicht allein sind. Doch sie dürfen nicht das Ende der Solidarität sein, kommentiert GA-Redakteur Nils Rüdel.

 Zahlreiche Menschen beteiligen sich an der Solidaritätskundgebung "Berlin trägt Kippa" der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Zwei Kinder halten dabei ein Schild mit der mit aufschrift "KAJ BERLIN TRÄGT KIPPA". Anlass ist der Angriff auf einen Mann mit Kippa in Prenzlauer Berg.

Zahlreiche Menschen beteiligen sich an der Solidaritätskundgebung "Berlin trägt Kippa" der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Zwei Kinder halten dabei ein Schild mit der mit aufschrift "KAJ BERLIN TRÄGT KIPPA". Anlass ist der Angriff auf einen Mann mit Kippa in Prenzlauer Berg.

Foto: dpa

Berlin, Erfurt, Köln, Bad Godesberg: An vielen Orten in Deutschland zeigten sich die Menschen am Mittwoch mit Kippa – als Zeichen der Solidarität mit den Juden und gegen Antisemitismus. Es ist ein gutes, ein starkes Signal, dass viele die jüngsten Ereignisse – Prügel gegen einen Kippa tragenden Mann in Berlin oder die Echo-Auszeichnung für zwei Rapper, die Auschwitz-Gefangene verunglimpfen – nicht hinnehmen wollen. Und es ist ein Versprechen an die Juden: Ihr seid nicht allein.

Die Kippa-Demonstrationen können aber nur ein Anfang sein. Denn es ist erst einmal ein Abend der öffentlichen Solidarität – und die kann sich im Alltag schnell wieder verflüchtigen oder gar ins Gegenteil verkehren.

Doch schon heute geht der Alltag weiter – und genau dort muss der Kampf gegen Antisemitismus verstärkt stattfinden: in der Öffentlichkeit, an den Schulen, im Freundeskreis, in der Familie, in sozialen Netzwerken, in Justiz, Behörden und Politik.

Es wird ein harter, anstrengender Kampf, denn Antisemitismus hat gerade Konjunktur in Deutschland. Unter Rechtsradikalen lebt er sowieso, aber auch zunehmend im bürgerlichen Milieu und unter muslimischen Einwanderern. Hier muss unmissverständlich klar sein: Wer nach Deutschland kommt, der hat die Freiheit der Religionen zu achten, sonst setzt er sein Gastrecht aufs Spiel.

Antisemitismus ist eine Gefahr nicht nur für Juden in Deutschland, sondern für die ganze Gesellschaft. Die Kippa-Demos sind ein hoffnungsvolles Zeichen, dass diese Gesellschaft das erkannt hat.

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