Kommentar zur Rückkehr Akhanlis Nachhilfe nötig

Meinung · Die Rückkehr von Akhanli ist mehr als eine Randnotiz. Sie ist eine Stärkung von Rechtstaatlichkeit und Demokratie, kommentiert Matthias Kirch.

Die Botschaft, die der Autor Dogan Akhanli in Köln vermittelt hat, ist eindeutig: Ich lasse mich nicht kleinkriegen – weder von den türkischen Behörden mit ihrem willkürlichen Verhaftungsbefehl noch von Zusammenstößen mit einem offensichtlichen Anhänger der Erdogan-Regierung am Düsseldorfer Flughafen. Diese Haltung ist mutig und wohltuend. Wie mutig, zeigt schon die Tatsache, dass Akhanli seit ebenjenem Vorfall in Düsseldorf unter Polizeischutz steht – eine beunruhigende Situation.

Die Festsetzung des Wahlkölners in Spanien macht zudem deutlich, dass Interpol sowie die beteiligten nationalen Polizeibehörden Nachhilfeunterricht nötig haben. Dass es von deutscher Seite keinen Hinweis auf eine mögliche Verhaftung bei einer Reise ins Ausland gegeben haben soll, wie Akhanlis Anwalt betonte, ist unverständlich. Genauso wie die Tatsache, dass der Autor Spanien zwei Monate lang nicht verlassen durfte, ohne dass es aus der Türkei irgendwelche Indizien für eine Beteiligung Akhanlis an einem Verbrechen gab. Hier sollten die Polizeibehörden eine größere Sensibilität an den Tag legen.

Dass die spanische Regierung einer Auslieferung letztlich nicht zustimmte, ist nicht nur für Akhanli eine Erleichterung. Denn die Beispiele des Journalisten Deniz Yücel oder des Menschenrechtlers Peter Steudtner zeigen: Wer einmal von der türkischen Justiz inhaftiert wurde, dem kann es passieren, dass er so schnell nicht wieder auf freien Fuß kommt. Folglich ist die Rückkehr von Akhanli mehr als eine Randnotiz. Sie ist eine Stärkung von Rechtstaatlichkeit und Demokratie.

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