NRW-Vorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE "Mehr Studienplätze für Sonderpädagogen und Lehrer"

Bonn · „Für gleichwertige Arbeit muss gleicher Lohn gezahlt werden“, findet Stefan Behlau. Der NRW-Vorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE spricht im GA-Interview über Gehälter von Pädagogen, kleinere Lerngruppen, die Grundschule und die Inklusion.

NRW-Vorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE: Stefan Behlau.

NRW-Vorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE: Stefan Behlau.

Foto: VBE

Zu ihrer Landeskonferenz treffen sich die Delegierten des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) an diesem Samstag in Königswinter. Der NRW-Vorsitzenden der Lehrergewerkschaft, Stefan Behlau, im GA-Interview.

Ihre Rede hat den Titel „Schulpolitik in NRW – Mehr als Baustellenmanagement“. Was wünschen Sie sich von der Landesregierung?

Stefan Behlau: Dass sie die gesamte schulische Landschaft in den Blick nimmt, nicht nur einzelne Schulformen.

Was meinen Sie da konkret?

Behlau: Die Landesregierung hat es geschafft, dass Thema G8/G9 in den Gymnasien zu entemotionalisieren und einen gut durchdachten Bauplan vorzulegen. Da hat man mit Ernsthaftigkeit Qualität vor Quantität gesetzt. So etwas würden wir uns für die gesamte Schullandschaft wünschen.

Was ist Ihnen besonders wichtig?

Behlau: Es geht darum, alle Bildungsgänge zu analysieren und zu sehen, wo was besser gemacht werden kann.

Können Sie da ein Beispiel nennen?

Behlau: Nehmen Sie die Hauptschule, die in diesem Jahr 50 Jahre alt geworden ist. In vielen Teilen des Landes gibt es sie nicht mehr, doch es wäre wichtig, dass Dinge, die aus dieser so innovativ angelegten Schulform, die sich immer als sehr flexibel gezeigt hat, Einzug halten würden in die noch verbliebenen Schulformen. Das Ziel muss sein, dass Bildungsgerechtigkeit für alle umgesetzt werden kann. Das heißt nicht: Alle Schüler müssen das Abitur erreichen, aber Schulen sollen in die Möglichkeit versetzt werden, dass jeder Schüler den bestmöglichen erreichbaren Bildungsabschluss erhält.

Was kann von der Hauptschule in andere Schulformen übertragen werden?

Behlau: Es sollten kleinere Lerngruppen eingerichtet werden, damit die Kollegen den Schülern mehr Zeit und Zuwendung geben können. Erst so kann individuelle Förderung möglich werden.

Kleinere Lerngruppen bedeutet mehr Lehrer. Es fehlen aber jetzt schon Pädagogen vor allem in Grundschulen, Förderschulen und in der Sekundarstufe I. Woher sollen die kommen?

Behlau: Der Personalmangel ist die größte Baustelle in NRW. Das hängt vor allem mit der schlechteren Bezahlung für Lehrer in Grundschule und Sekundarstufe I zusammen. Es ist längst an der Zeit, dass für gleichwertige Arbeit in allen Schulen der gleiche Lohn gezahlt wird – übrigens auch für die langjährig tätigen Lehrer. Diese Attraktivitätssteigerung würde wahrscheinlich wesentlich mehr bringen als jede Werbeaktion des Ministeriums. Wichtig wäre auch, mehr Studienplätze für angehende Sonderpädagogen, Grundschullehrer und Lehrer der Sekundarstufe I zu schaffen.

Wie groß ist der Gehaltsunterschied zwischen Lehrern für Sekundarstufe I und jenen, die auch in der Oberstufe unterrichten?

Behlau: Eine Gehaltsstufe. Das sind Unterschiede zwischen 300 und 500 Euro.

Das Geld allein kann es aber doch nicht sein.

Behlau: Richtig, auch auf die Ausstattung in den Schulen kommt es an und in Nordrhein-Westfalen hat es über Jahre keine vernünftige Lehrerbedarfsprognose gegeben, so dass das Land gar nicht wusste, auf welche Delle es zusteuert. Es ist doch irgendwie seltsam, dass man lange nicht feststellen konnte, dass geborene Kinder nach sechs Jahren in der Schule aufschlagen.

Schulministerin Yvonne Gebauer ist in Königswinter ebenfalls dabei. Was werden Sie ihr mit auf den Weg geben?

Behlau: Dass bei der Neuausrichtung der Inklusion die Grundschulen nicht vergessen werden dürfen. Gerade dort wird der Grundstein für den gesamten schulischen Bildungsweg gelegt. Außerdem: Im Blick auf den angekündigten Masterplan Grundschule muss die Landesregierung unbedingt mehr Ressourcen zur Verfügung stellen, also mehr Lehrer und mehr Geld.

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