Bombenanschlag in Ansbach Attentäter sollte abgeschoben werden

Ansbach · Drei Bluttaten in einer Woche in Bayern: Auf die Axt-Attacke in Würzburg und den Amoklauf in München folgt ein Bombenanschlag in Ansbach. Der mutmaßliche Attentäter soll syrischer Flüchtling gewesen sein. Die Ermittler vermuten einen islamistischen Hintergrund.

Nach der Bombenexplosion im fränkischen Ansbach mit zwölf Verletzten hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer eine rasche und lückenlose Aufklärung der Tat gefordert. „Nur so können wir die richtigen Schlussfolgerungen ziehen“, sagte der CSU-Chef am Montag nach Angaben eines Sprechers. Nach Ansicht von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist die Bluttat vermutlich das Werk eines islamistischen Selbstmordattentäters. „Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Bundesanwaltschaft hat noch nicht entschieden, ob sie die Ermittlungen an sich zieht. Es ist die dritte Bluttat in Bayern in einer Woche.

Der mutmaßliche Täter ist laut Herrmann ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien. Er hatte am Sonntagabend bei einem Musikfestival einen Sprengsatz gezündet und sich damit selbst getötet. Er habe die Bombe mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack bei dem Musikfestival mit etwa 2500 Besuchern zünden wollen, sagte Herrmann. Ihm wurde aber der Einlass verwehrt. Die Explosion ereignete sich gegen 22.00 Uhr am Eingang. Zwölf Menschen wurden verletzt, drei davon schwer.

Der Flüchtling hatte vor zwei Jahren Asyl in Deutschland beantragt. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, er lebte mit einer Duldung in Ansbach. Der junge Mann sei öfter in psychiatrischer Behandlung gewesen, hieß es.

Hermann forderte nach der Welle der Gewalt strikte Gegenmaßnahmen. „Wir müssen sehen, dass neben vielen Flüchtlingen mit schlimmen Schicksalen auch Leute in unser Land kommen oder gekommen sind, die eine echte Gefahr für die Sicherheit der Menschen in unserem Land darstellen“, sagte der CSU-Politiker. „Das können wir nicht hinnehmen.“ Union und SPD in Berlin streiten erneut über einen Einsatz der Bundeswehr im Inland. Belgiens Premier Charles Michel verurteilte den Anschlag in Ansbach als „Hasstat“.

Auf die Frage, ob der Täter von Ansbach im Zusammenhang mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stehe, sagte Bayerns Innenminister: „Es ist dies auf jeden Fall nicht auszuschließen.“ Konkrete Hinweise auf den IS gebe es allerdings nicht. „Die offensichtliche Absicht, mehr Menschen zu töten, weist zumindest auf einen islamistischen Hintergrund hin.“ Man müsse nun herausfinden, mit wem der Täter kommuniziert habe, erläuterte Staatsanwalt Michael Schrotberger.

Herrmann sagte, es sei leider ein weiterer schlimmer Anschlag, der gerade die Besorgnis der Menschen weiter verstärken dürfte. Eine restlose Aufklärung der Tat sei wichtig, um das Vertrauen in den Rechtsstaat wieder herstellen zu können. Er pocht auf Gesetzesänderungen auf Bundesebene. Dabei gehe es etwa um das Strafrecht und um aufenthaltsrechtliche Fragen.

Am Montag vergangener Woche hatte ein afghanischer Flüchtling unter anderem in einer Regionalbahn in Würzburg Menschen mit einer Axt angegriffen. Die Terrormiliz IS beansprucht die Tat für sich.

Am Freitag war ein junger Mann in München Amok gelaufen. Dabei starben neun Menschen, etliche wurden verletzt. Der Täter tötete sich selbst. Die Polizei geht dem Verdacht nach, dass der 18-jährige Mitwisser hatte. Ein 16-jähriger Freund des Deutsch-Iraners wurde festgenommen.

Bombenanschlag in Ansbach
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Aus Sicht des CSU-Innenpolitikers Stephan Mayer sollte darüber diskutiert werden, ob „bei einer Terrorlage, die sich an mehreren Orten möglicherweise über einen längeren Zeitraum erstreckt, dann auch die Bundeswehr mit hinzugezogen werden sollte“. Der SPD-Politiker Johannes Kahrs lehnt dies ab. Er sei selbst Oberst der Reserve und wisse daher, dass die Bundeswehr nicht für einen Einsatz im Inneren ausgebildet und ausgerüstet sei. Er verwies auf die SPD-Forderung, die Bundespolizei um 3000 Beamte aufzustocken.

Forderungen nach einem schärferen Waffenrecht wiesen beide zurück. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Ansgar Heveling (CDU), brachte weitere Ermittlungsmöglichkeiten im sogenannten Darknet ins Gespräch. In diesem anonymen Bereich des Internets hatte wahrscheinlich der Amokläufer von München seine Waffe gekauft.

Der Selbstmordattentäter von Ansbachsollte nach Angaben des Bundesinnenministeriums nach Bulgarien abgeschoben worden. Warum die Abschiebung des Syrers nicht vollzogen worden sei, könne er derzeit nicht sagen, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag in Berlin. Abschiebungen lägen in der Zuständigkeit der Länder.

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