Jobvermittlung durch Jobcenter Langzeitarbeitslose bleiben ein Problem

DÜSSELDORF · Die 53 Jobcenter in NRW vermitteln zu wenig Langzeitarbeitslose in den Beruf. Die Geschäftsführerin der NRW-Arbeitsagentur, Christiane Schönefeld, sieht neben den gekürzten Bundesmitteln für die Wiedereingliederung die Hauptursache in der oft niedrigen Qualifikation der 296 000 Menschen in NRW, die Grundsicherung für Arbeitssuchende (Hartz IV) beziehen.

 Arbeitsagentur Köln: Hier melden sich Menschen, die ohne Beschäftigung und auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.

Arbeitsagentur Köln: Hier melden sich Menschen, die ohne Beschäftigung und auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.

Foto: dpa

"68 Prozent sind ohne Ausbildung, 88 Prozent der Menschen in Grundsicherung haben Qualifikationsdefizite", sagte Schönefeld zum zehnten Jahrestag der "Hartz-IV-Reform".

Laut Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) verfestigt sich vor allem im Ruhrgebiet der Bezug der Grundsicherung für langjährig Arbeitslose. Der hohe Anteil von Migranten und niedrig Qualifizierten erschwert den Weg in eine Beschäftigung. Derzeit sind landesweit mehr als 55 Prozent der Arbeitslosen länger als ein Jahr ohne festen Job.

Schönefeld räumte ein, dass ein Teil der Langzeitarbeitslosen aufgrund von Krankheiten, Sucht oder hohem Alter nicht vermittelbar sei. Für diese Personengruppe forderten Arbeitsagentur, Land und Kommunen einen Ausbau des sozialen Arbeitsmarktes. "Arbeit statt Arbeitslosigkeit ist finanzierbar", sagte Schneider. Bundesweit gibt es 43 000 Jobs, die mit Bundesprogrammen gefördert werden. NRW finanziert mit der EU weitere 1200 Jobs.

Die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II im Jahr 2005 sei richtig gewesen, weil nach dem Prinzip "Fördern und Fordern" erhebliche Erfolge beim Abbau der Arbeitslosigkeit erzielt wurden, sagte der Hauptgeschäftsführer des NRW-Städtetages, Stephan Articus. Er dringt auf einen sozialen Arbeitsmarkt, um Menschen mit Handicaps außerhalb des ersten Arbeitsmarktes eine Perspektive zu bieten.

"Langzeitarbeitslose profitieren zu wenig von der Trendwende am Arbeitsmarkt", bestätigte Schneider. Ab 2015 will das Bundesarbeitsministerium die Zahl der öffentlich geförderten Arbeitsplätze ausbauen. Daneben setzt NRW auf Initiativen wie "Kein Abschluss ohne Anschluss", um mit einem Übergangssystem den Einstieg von der Schule in den Beruf zu erleichtern.

Dazu gehören eine systematische Berufsorientierung und Praktika. Schneider rechnete vor, dass bundesweit jährlich elf Milliarden Euro - meist aus kommunalen Kassen - für erwerbstätige "Aufstocker" gezahlt werde, deren Lohn unter dem Sozialhilfesatz liegt. In NRW gibt es 304 000 Aufstocker. Der Minister kritisierte das starke Anwachsen prekärer Beschäftigungsverhältnisse, "die das Aufstockertum zur Folge haben".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort