Indonesien, Senegal & Co. Länderpavillons laden auf der Klimakonferenz zur Weltreise ein

Bonn · Auf der Cop23 präsentieren zahlreiche Länder ihre Leistungen für den Klimaschutz. Allgemeiner Konsens: Es fehlt immer an Geld.

Etwa 30 Menschen von allen Kontinenten sitzen im Halbdunkel des Vortragsraumes im indonesischen Pavillon. Agus Pambagio führt durch das Programm. Es geht um die Frage, die hier alle bewegt: Wie lassen sich die Ziele, wie sie die Weltgemeinschaft in Paris vereinbart hat, in konkrete Politik übersetzen?

Jedes Land hat eine andere Antwort. Die Bonn-Zone der Cop23 ist eine kleine Leistungsschau der Länder in Sachen Klimaschutz. Wissenschaftler, Politiker, Hochschulen, Stiftungen: Alle zeigen in Vorträgen, Diskussionen und Symposien, was sie tun und welche Fragen sie beschäftigen. Die Weltreise durch die Klimapolitik beginnt: In der Rheinaue werden so ziemlich alle Fragen angeschnitten – und es gibt viele Ideen.

Wie lassen sich die großartigen Naturlandschaften sichern, die Indonesien noch hat? Woher kommt Geld, wenn ein Land gar kein funktionierendes Bankenwesen besitzt, wie es für Stiftungen nötig wäre? Eine Dame aus Guatemala möchte Genaueres über illegalen Holzhandel und Wilderei wissen. Ein älterer Herr aus Senegal macht sich eifrig Notizen, als Professor Jatna Supriatna seine Meinung formuliert. Man wisse schon sehr genau, was zu tun wäre, allein es fehlt am Geld.

Indonesien präsentiert sich als Land mit Zukunft

Indonesien ist eine aufstrebende Nation, die stark wächst und sich wirtschaftlich rasant entwickelt – mit allen Vor- und Nachteilen. Wachstum ist gut für die Menschen und ihre sozialen Verhältnisse. Die Umwelt leidet jedoch unter einem stärken Ressourcenverbrauch. Indonesien nutzt die Cop23, um sich als Land mit Zukunft zu präsentieren.

Gleich gegenüber residiert die Volksrepublik China. Experten aus vielen Ländern geben hier einen Überblick zum Wissen in Sachen Klimaschutz und loben beiläufig aber ausdauernd die Politik der Pekinger Regierung. Wie überall in den Pavillons ist das Publikum jung. Chinas neues Selbstbewusstsein ist in jedem Beitrag spürbar, auch wenn der Stand selbst eher nüchtern daherkommt. Wenn China sich bewege, dann gehe es nicht um Millionen, sondern um Milliarden, sagt Sean Kidney, der sich um Finanzierungsfragen kümmert und für Green Bonds wirbt. „Das Geld reicht nie“, gibt er zu, denn der Klimawandel sei schneller als die Reaktion der Politik. Auch Chinas Kraft ist eben nicht unendlich.

Indien hat den vermutlich ambitioniertesten Pavillon. Während die meisten Länder eher sparsam mit Dekoration umgehen, greift der Subkontinent in die Vollen und präsentiert sich mit aufwendigen elektronischen Spielereien und einer Erdkugel aus Papierblumen, die der Einfachheit halber nur Indien zeigt. Das Land ist dabei, ein wichtiger Lieferant für technologische Lösungen zu werden: Diese Botschaft soll ankommen.

„Wir müssen sehr schnell handeln“

Auf der gleichen Schiene sind die meisten Europäer unterwegs. Großbritannien zeigt Ideen von der Insel, die beim Klimaschutz helfen können, Fußwege etwa, die Strom erzeugen. Die nordischen Länder treten gemeinsam auf und haben Lampen aus Fischhaut und Sessel mit Fellen wie einst bei den Wikingern. Der deutsche Pavillon ist groß, zentral und voller Informationen. Hier ist die Kaffeebar stets dicht umlagert. Zum Ausruhen gehen viele Besucher gern dahin, wo man die gleiche Sprache spricht.

Ganz hinten am Ende eines Ganges liegt der Stand des Senegal. Ein paar Stühle, ein Wasserspender, die Flagge des Landes und ein Bild des Staatschefs an der kahlen Wand. Für Repräsentation fehlt einfach das Geld. Der Standbesatzung ist das fast ein wenig unangenehm. Für Abdul Assis (40) ist es dennoch wichtig, dabei zu sein. 30 Prozent der Bevölkerung seines Landes arbeiten in der Landwirtschaft. Es fehle eigentlich immer an Geld, um etwas gegen den Klimawandel zu tun. Sein Land hofft auf Unterstützung der entwickelten Länder. „Die Solidarität reicht noch nicht“, sagt er. Was ist für ihn persönlich wichtig? Assis schätzt den Austausch mit den anderen Ländern und die Anregungen.

Gastgeber Fidschi wird von Deutschland unterstützt und hat eindeutig den schönsten Stand: Im Mittelpunkt ein traditionelles Haus aus Holz, Schilfmatten und Geflecht. Das Haus ist gut besucht. Die Frage ist regional aber weltumspannend: Was verbindet die arktischen Inseln und die Inseln der Südsee beim Klimawandel miteinander? Fidschis Landwirtschaftsminister Inia Seruiratu erzählt von den Dörfern, die bereits aufgegeben werden mussten, weil der Wasserstand steigt. „Wir müssen sehr schnell handeln“, sagt er. Das sagen eigentlich alle und in allen Länderpavillons. Wenigstens hier ist sich die Welt einig.

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