Botschaft der Kirchenvertreter Kirchen in Sorge vor dem erstarkendem Rechtspopulismus

München/Berlin · Zu Weihnachten stoßen die Botschaften wichtiger Kirchenvertreter traditionell auf breiteres Interesse als gewöhnlich. In diesem Jahr stehen die Sorgen vor dem erstarkten Rechtspopulismus und dem Missbrauch religiöser Botschaften im Mittelpunkt.

 Kardinal Reinhard Marx warnt vor dem Missbrauch religiöser Botschaften.

Kardinal Reinhard Marx warnt vor dem Missbrauch religiöser Botschaften.

Foto: Andreas Gebert

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hat in seiner Weihnachtsbotschaft eindringlich vor dem Missbrauch religiöser Botschaften gewarnt.

Religionen könnten in der gegenwärtigen Zeit mit steigenden Unsicherheiten und Sorgen als "Schwungrad für Fundamentalismus und für ein Freund-Feind-Denken, ja für Hass und Gewalt" missbraucht werden, sagte Marx am Heiligen Abend laut einem vom Münchner Erzbistum vorab verbreiteten Redemanuskript. Von daher betrachteten einige Menschen Religionen inzwischen eher als Teil des Problems.

Kardinal Marx sagte, "ein Denken in den Kategorien Freund und Feind, Gewinner und Verlierer, Sieger und Besiegte" setze sich immer stärker durch. "Selbst in unserem geordneten und doch überwiegend friedlichen und wohlhabenden Land kann man das spüren." Angesichts dieser Gefahr müssten auch die christlichen Kirchen stets demütig und selbstkritisch auf sich selbst blicken.

Die Realität der Kirche brauche "immer neue Aufklärung im Licht der Botschaft von Weihnachten". Es brauche Mut und Kraft, "um gegen jeden Missbrauch der Religion aufzustehen", fügte Marx an. Wenn das gelinge, könne der Glaube "ein Teil der Lösung der großen Herausforderungen" sein, vor denen die Menschen auf der Welt stünden.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, warnte vor dem Einzug einer "menschlichen Kälte", gefördert "durch bestimmte rechtspopulistische Bewegungen, die ganze Gruppen pauschal abwerten". Dabei vertrage sich "die christliche Kraft der Toleranz, der Liebe und der Überzeugung, dass jeder Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen sei", nicht mit dem Rechtspopulismus, sagte er dem "Mannheimer Morgen" (Montag). "Deshalb sind viele seiner Anhänger besonders kirchenkritisch. Das bedeutet aber auch, dass man gegenüber Auffassungen, die die Intoleranz zum Programm machen, klare Kante zeigen muss."

Prominente Kirchenvertreter grenzen sich seit längerer Zeit deutlich von der AfD ab. Der Chef des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hatte die Partei als rechtsradikal bezeichnet und dazu aufgerufen, sie nicht zu wählen. Die Organisatoren des Evangelischen Kirchentags im Juni 2019 in Dortmund wollen AfD-Politiker von Podiumsdiskussionen ausschließen, da es in der Partei "einen fließenden Übergang zum Rechtsextremismus" gebe.

Auch Bedford-Strohm hatte sich zuletzt immer wieder kritisch über die AfD geäußert. In seiner Weihnachtsbotschaft bezeichnete der bayerische Landesbischof das Weihnachtsfest als "ein Wunder", in der Gott "einer Welt, in der es so viele Kriegserklärungen gibt, ein für alle Mal die Liebe" erkläre. Von daher sei Weihnachten immer wieder "faszinierend".

Die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs stellte die integrierende Kraft des Weihnachtsfestes heraus. Sie erlebe immer wieder, dass sich Einwanderer und Flüchtlinge von der Weihnachtsfreude anstecken ließen. "Vielleicht ist Weihnachten sogar das integrativste Fest überhaupt, das wir haben", sagte sie.

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