Kontrast zu Präsident Donald Trump Inoffizielle US-Delegation wirbt in Bonn für den Klimaschutz

Bonn · US-Präsident Donald Trump zeigt dem internationalen Klimaschutz die kalte Schulter. Doch in Bonn erhebt die Gegenbewegung aus den USA ihre Stimme. Einer von ihnen ist Arnold Schwarzenegger.

Es ist kein Auftritt, es ist ein Einmarsch. Begleitet von Heldenmusik bahnt sich Arnold Schwarzenegger seinen Weg durch die Kameras in Richtung Bühne. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan schiebt er dabei lächelnd vor sich her. "I'm a man of action", ich bin ein Man der Tat, wird Schwarzenegger später bei seiner Rede sagen. Ein Witz über seine Zeit als "Terminator" kommt immer gut an.

Doch Schwarzenegger ist an diesem Sonntag nicht als Actionheld nach Bonn gekommen, sondern als Kämpfer gegen den Klimawandel und als Ex-Gouverneur von Kalifornien, einem Musterland für erneuerbare Energien. Den versammelten internationalen Lokalpolitikern ruft er zu: "Handelt jetzt! Hätte ich auf all die Zweifler und Neinsager gehört, säße ich immer noch jodelnd in den österreichischen Alpen."

Schwarzenegger ist aber auch deshalb hier, um der an US-Präsident Donald Trump verzweifelnden Welt zu versichern: Amerika ist noch an Bord! Trumps Entscheidung, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, "bedeutet gar nichts", so Schwarzenegger. Die Bundesstaaten und Städte arbeiteten umso motivierter weiter.

Der Hollywoodstar war einer von gleich mehreren US-Prominenten am Wochenende auf der Klimakonferenz. Am Freitag war Ex-Vizepräsident Al Gore im Blitzlicht-Pulk durch die Gänge gestreift. Es folgten New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg, mehrere Senatoren und vier Gouverneure, darunter Jerry Brown aus Kalifornien, ein Vordenker beim Klimaschutz. Sie alle brachten die Botschaft mit: "We are still in!" - Wir sind noch immer dabei!

Auftritt mit Widersprüchen

Selbstverständlich ist das nicht, denn die Amerikaner treten in Bonn mit einigen Widersprüchen auf. Zwei Delegationen konkurrieren darum, wer für die mächtigste Nation spricht. In Zeiten von Donald Trump ein weiteres Kuriosum amerikanischer Politik. Da gibt es auf der einen Seite die offizielle Delegation, die an die Entscheidungen Washingtons gebunden ist. Die Aufgaben von Verhandlungsführer Tom Shannon vom Außenministerium und seinem Team sind wenig populär, seitdem US-Präsident Trump angekündigt hat, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen.

Seine Leute müssen weiter verhandeln, da ein vollständiger Austritt erst in drei Jahren möglich ist. Von der offiziellen US-Delegation, die erstmals auf einer Klimakonferenz keinen eigenen Pavillon hat, war bislang wenig zu sehen. „Unauffällig, eher mit etwas runtergefahrenem Profil“, beschreibt es der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth.

Viel sichtbarer und lauter ist die inoffizielle Delegation. Der Botschaft „We are still in“ ist auf der Cop23 kaum zu entkommen. Sie steht auf der Außenhülle des „US Climate Action Center“, einem raumschiffartigen Zelt außerhalb der offiziellen Tagungsräume. Sie steht auf Stofftüten, Buttons und Handzetteln. Das gute Amerika will sich zeigen, und das sagt: Wir ignorieren, was Trump will und machen auf Ebene der Bundesstaaten und Städte einfach weiter.

"Wir werden Erfolg haben"

Das klingt subversiv, doch die Bewegung ist fest im Establishment verankert. „America’s Pledge“, einer von US-Gouverneuren, Bürgermeistern und Wirtschaftsführern gegründeten Initiative, gehören 20 Bundesstaaten, 110 Städte und 1400 Firmen an. Nach eigenen Angaben vertritt die Initiative mehr als 50 Prozent der US-Bevölkerung.

Einer der prominentesten Vertreter, Al Gore, zeigte sich am Freitagabend im deutschen Pavillon. „Die USA und Deutschland gehören zu einer Handvoll Ländern, die entscheiden, ob wir Erfolg haben werden“, sagte der Friedensnobelpreisträger, „und wir werden Erfolg haben“. Begeisterung löste Gore mit dem Hinweis aus, dass Amerika laut Paris-Regeln frühestens am 4. November 2020 austreten könne — einen Tag nach der nächsten Präsidentschaftswahl. Dann, sagte Gore und faltete die Hände zum Gebet, werde ein neuer Präsident die USA wieder in die Weltgemeinschaft zurückführen.

Auch Michael Bloomberg kam am Samstag, um Hoffnung zu geben. Sein Thema ist die Kohle, die er als Energieträger verbannt sehen will. „Die Tage der Kohle sind gezählt“, sagte der Unternehmer, „die Frage ist nur, wie schnell es geht“. Auch zu den Jamaika-Sondierungen hat er eine Meinung: „Rufen Sie Ihren Abgeordneten an und sagen Sie, dass Kanzlerin Merkel aus der Kohle aussteigen soll“, rief Bloomberg ins Publikum. Nach ihm traten am Samstag fünf demokratische US-Senatoren vor die Presse. „Die Trump-Regierung ist isoliert“, beteuerte etwa Ben Cardin aus dem Bundesstaat Maryland (siehe Interview). Ed Markey aus Massachusetts ließ wissen: „Donald Trump ist nichts weiter als ein temporärer Bewohner des Weißen Hauses“.

Von offizieller Seite zeigt man sich über die Umtriebe der anderen Delegation in Bonn im Übrigen schmallippig. Ein Vertreter des Außenministeriums sagte dem GA: „Die Regierung unterstützt Bundesstaaten und Städte dabei, ihre eigenen Entscheidungen innerhalb ihrer Zuständigkeiten zu treffen.“

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