Holocaust-Gedenken beim DFB: "Auch der Fußball hat versagt"

Dortmund · Während der Nazizeit wurden auch Sportler jüdischen Glaubens deportiert. DFB-Präsident Grindel erinnert an die Rolle des Fußballs in der damaligen Zeit und die heutigen Chancen.

 DFB-Präsident Reinhard Grindel in Dortmund.

DFB-Präsident Reinhard Grindel in Dortmund.

Foto:  Marius Becker

Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Reinhard Grindel, hat zum internationalen Holocaust-Gedenktag (27.1.) an die Rolle des Deutschen Fußballs während der Nazizeit erinnert: "Auch der Fußball hat versagt." Nirgendwo habe sich Widerstand gegen den Ausschluss von jüdischen Spielern geregt, weder in den Vereinen, noch beim DFB, sagte Grindel am Sonntag während einer Gedenkveranstaltung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.

Der DFB-Präsident erinnerte an den früheren Nationalspieler und zweifachen Deutschen Meister Julius Hirsch, der als Jude im März 1943 nach Auschwitz deportiert wurde und dort höchstwahrscheinlich starb. Nach dem kollektiven Versagen während der NS-Zeit gehe der Fußball heute einen ganz anderen Weg, sagte Grindel. Der Fußball trage zur Integration bei. Er könne den Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus aber nicht allein gewinnen. Grindel warnte dabei vor falschen Prioritäten. Diskussionen wie über den Videoassistenten stünden nicht an erster Stelle. "Respekt, Toleranz und Teamgeist, das ist, was zählt", sagte der DFB-Präsident.

Der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Israel in der heutigen Zeit. Sie gehe über das gesellschaftliche Leben hinaus.

Dortmund als Erinnerungsort hat für den DFB Bedeutung. Vor 75 Jahren wurden mehrere hundert Juden und ihre Familien von Dortmund aus nach Auschwitz deportiert, darunter Julius Hirsch. In einem Koppelzug, der von Karlsruhe aus über Trier durch das Ruhrgebiet führte, saßen 212 Menschen aus Württemberg, Baden und dem Rheinland. Nachdem Hirsch eine Nacht in einem Sammellager am Hauptbahnhof verbrachte, wurde er mit anderen Juden in Güterwaggons gepfercht und in den Osten Europas transportiert.

Hirsch hatte 1910 mit dem Karlsruher FV sowie 1914 mit der Spielvereinigung Fürth die Deutsche Meisterschaft geholt und zwischen 1911 und 1913 sieben Mal für die A-Nationalmannschaft gespielt.

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