Parteien Gabriel verteidigt "Stinkefinger"-Geste gegenüber Rechten

Berlin · Darf ein Spitzenpolitiker pöbelnden Neonazis den "Stinkefinger" zeigen? Darf er, findet SPD-Chef Gabriel. Er hat es getan. Und er steht zu der umstrittenen Geste. Der Vizekanzler bedauert sogar, dass diese nicht noch deutlicher ausgefallen ist.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat seine "Stinkefinger"-Geste gegenüber rechten pöbelnden Demonstranten bei einem Auftritt in Salzgitter verteidigt. "Ich habe nur einen Fehler gemacht, ich habe nicht beide Hände benutzt", sagte der Vizekanzler im ZDF-Sommerinterview.

Gabriel hatte der Gruppe Mitte August in Salzgitter den Mittelfinger gezeigt, nachdem ihn diese als "Volksverräter" beschimpft und auf die Nazi-Vergangenheit seines Vater Bezug genommen hatte. Ein Video dazu war im Internet aufgetaucht.

In einer Antwortmail aus der SPD-Zentrale auf Nachfragen von Bürgern hieß es später: "Natürlich hält auch Sigmar Gabriel die Geste nicht für eine angemessene Form der Alltagskommunikation. Aber die war mit brüllenden und offenbar gewaltbereiten Neonazis auch nicht möglich." Diese hätten jeden Gesprächsversuch niedergeschrien.

Gabriel bezeichnete die pöbelnden Rechtsextremen im ZDF als "finstere Gestalten". Er wandte sich auch an seine Kritiker und sagte: Er wünschte sich, "die Leute könnten sich mal vorstellen, wie sie eigentlich reagieren würden, wenn so auf unterer Distanz zwölf gewaltbereite, pöbelnde, richtig aggressive, junge Nazis vor ihnen stehen, mit denen kein Gespräch möglich ist und die nur eins wollen: sozusagen Aufmerksamkeit für ihre finsteren Parolen".

Unterstützung bekam Gabriel von wohl unerwarteter Seite, aber in provokanter Form: "Ich kann ihn verstehen. Mir geht es bei dem ganzen linken Pack genauso", schrieb der frühere Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich im Kurznachrichtendienst Twitter. Dafür erntete der CSU-Politiker massive Kritik und Spott im Netz. Als "Pack" hatte Gabriel im vergangenen Jahr Angreifer auf ein Flüchtlingsheim im sächsischen Heidenau bezeichnet. Rechtsextremisten und Rassisten hatten in der Kleinstadt bei Dresden Asylbewerber bedroht und Polizisten angegriffen.

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