Rente Fast eine Million Rentner haben Minijobs

Berlin · Das Rentenniveau sinkt und damit nimmt der Teil der Rentner zu, die hinzuverdienen müssen. Der Teil, der das freiwillig macht, nimmt dagegen ab. Das sagt jedenfalls der Linken-Abgeordnete Birkwald.

 Die Zahl der Menschen, die ihre Rente aufbessern, ist in zehn Jahren um um 35 Prozent gestiegen.

Die Zahl der Menschen, die ihre Rente aufbessern, ist in zehn Jahren um um 35 Prozent gestiegen.

Foto: Frank Rumpenhorst/Archiv

Fast eine Million Rentner in Deutschland bessern ihr Einkommen durch einen Minijob auf. Ende 2015 gingen gut 943 000 Senioren ab 65 Jahren einer geringfügigen Beschäftigung bis 450 Euro im Monat nach.

Die Zahl dieser Senioren sei damit seit 2010 um 22 Prozent und im Vergleich zu 2005 sogar um 35 Prozent gestiegen. Das berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) unter Berufung auf Daten des Bundesarbeitsministeriums. Im Zeitraum 2005 bis 2014/2015 stieg der Anteil der Senioren ab 65 an der Gesamtbevölkerung um 7,7 Prozent auf gut 17 Millionen Menschen.

Die Zahl der Senioren ab 75 Jahren, die einem Minijob nachgingen, stieg nach Angaben des Rentenexperten der Linken-Fraktion, Matthias Birkwald, von 2005 bis 2015 von mehr als 86 000 auf an die 176 000, eine Zunahme um 103,5 Prozent. Gleichzeitig legte der Anteil der Senioren ab 74 an der Gesamtbevölkerungen um 28,5 Prozent auf 8,7 Millionen zu. "Die machen das aus ökonomischem Druck", sagte Birkwald der dpa.

Birkwald, der die Zahlen von der Bundesregierung angefordert hatte, kritisierte: "Wir sind gegen die Maloche bis zum Tode." Er sagte: "Alle reden von einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit und vom flexiblen Weiterarbeiten nach der Rente, aber niemand sieht sich die Realität auf dem Arbeitsmarkt an."

Der Anstieg der minijobbenden Rentner in den vergangenen zehn Jahren zeige: "Immer mehr Rentnerinnen und Rentner müssen sich die Rente aufbessern." Denn das Rentenniveau sinke, argumentierte Birkwald. "Wir brauchen eine armutsfeste und den Lebensstandard sichernde Rente, also ein deutlich höheres Rentenniveau und eine solidarische Mindestrente, die ihren Namen verdient", sagte Birkwald und fügte hinzu: "Niemand soll im Alter von weniger als 1050 Euro leben müssen."

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, erklärte: "Das Problem der Altersarmut verschärft sich weiter und muss endlich gelöst werden." So müsse "die Talfahrt des Rentenniveaus gestoppt werden. Auch müssen die sozial ungerechten Abschläge bei Erwerbsminderungsrenten endlich abgeschafft werden."

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) argumentierte dagegen, viele Menschen hätten auch Spaß an ihrer Tätigkeit und verfügten über wichtiges Wissen für ihre Unternehmen. 36 Prozent der Rentner mit Minijob gäben an, das Geld zum Lebensunterhalt zu brauchen, sagte Holger Schäfer vom IW der dpa. Der Rest erfülle sich damit zusätzliche Wünsche.

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