Risikospiele in Köln FC kann das Urteil über die Polizeieinsätze nicht nachvollziehen

Köln · 1400 Beamte bietet die Polizei bei heiklen Heimspielen mit dem 1. FC Köln auf. Vereinsgeschäftsführer Alexander Wehrle kann das Urteil nicht nachvollziehen.

Die Fliesenleger hatten einiges zu tun nach dem Gastspiel von Borussia Mönchengladbach zum Rückrundenauftakt vor gut zwei Wochen in Köln. Chaoten aus dem Lager der Gästefans hatten ihrer Aggression auf der Stadiontoilette freien Lauf gelassen und beträchtlichen Schaden angerichtet. Später konnte eine Hundertschaft der Polizei die Gewalttäter nur mit Mühe daran hindern, ein Stadiontor zu überwinden und in den Kölner Fanblock zu stürmen. Und dann waren da noch die Kölner Ultras, die sich – getarnt mit Sicherheitswesten der Ordner – Zugang zum Innenraum verschafft hatten.

Etwa 1400 Beamte bietet die Polizei bei Risikospielen wie solchen zwischen Köln und Mönchengladbach auf. Auch Spiele gegen Schalke 04, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt werden von der Kölner Behörde als risikoreich eingestuft.

„Für uns sind es fünf bis zehn Spiele pro Saison, weil auch Bayer Leverkusen in unseren Zuständigkeitsbereich gehört“, sagt ein Behördensprecher. Die Bereitschaftspolizei sei zu 75 Prozent mit Fußballeinsätzen beschäftigt, heißt es.

Bei „normalen“ Bundesligaspielen setzt die Polizei seit inzwischen drei Jahren weniger Beamte ein. Ein entsprechender Pilotversuch war in der Saison 2014/15 unter anderem in Köln durchgeführt worden. Die Polizei hatte da bei einem Spiel gegen den Hamburger SV gerade mal 240 Beamte aufgeboten. Damals hatte die Polizei vorgerechnet, bei den 231 Heimspielen der zwölf NRW-Vereine rund 54.000 Beamte einsetzen zu müssen, die dabei 500.000 Arbeitsstunden leisten. Über die genauen Kosten konnte die Behörde keine Auskunft geben.

Auch der 1. FC Köln gewährte keinen Einblick in die Kosten für ein Bundesligaspiel. Geschäftsführer Alexander Wehrle vertritt in der Frage nach der Weitergabe der Mehrkosten von Polizeieinsätzen bei Risikospielen aber grundsätzlich die Position der Deutschen Fußball Liga: „Das ist ein laufendes Verfahren, das wir beobachten. Die DFL hat bereits angekündigt Revision beim Bundesverwaltungsgericht einzulegen. Es ist auch für uns nicht nachvollziehbar, dass der Fußball für die öffentliche Sicherheit verantwortlich sein soll. Das ist Kernaufgabe des Staates.“

Der Fußball-Bundesligist verwies zudem auf eine Aussage des CDU-Politikers Wolfgang Bosbach am 19. Januar 2018 in einem Interview mit dieser Zeitung. Darin sagte der Sicherheitsexperte, dass die Forderung nach einer Weitergabe der Kosten „populär, aber auch sehr problematisch“ sei: „Die Aufrechterhaltung der Sicherheit im öffentlichen Raum außerhalb der Stadien ist Aufgabe der Polizei.“ Zudem müssten Vereine der 1. und 2. Bundesliga jährlich weit über eine Milliarde Euro an Steuern zahlen.

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