Kommentar zur Armut bei Kindern Ernüchternd

Meinung | Berlin · Eine neue Sozialstudie zeigt, wie Kinder in Deutschland leben: Noch immer gibt es ungleiche Bedingungen für den Start ins Leben. Die Lage findet GA-Korrespondent Gregor Mayntz beschämend.

Wie leben Kinder in Deutschland? So überschrieb das Statistische Bundesamt selbst die Vorstellung seiner neuesten Sozialstudie. Die Antwort ist ernüchternd. Ihr Anteil an der Bevölkerung wird immer kleiner, sie haben bei Migrationshintergrund mit einem höheren Armutsrisiko zu tun, und sie haben ungleiche Bedingungen für den Start ins Leben. Nach Jahrzehnten einer Bildungspolitik mit dem Schwerpunkt auf Niederreißen der Herkunftsschranken lautet der Befund nach wie vor: Gymnasiasten kommen vor allem aus Elternhäusern mit Abitur, Hauptschüler aus Elternhäusern mit Hauptschulabschluss.

Ein weiterer Befund der Statistiker belegt, dass dieser Trend offenbar wenig mit individuellen Anlagen zu tun hat: 62 Prozent der Grundschüler singen und musizieren. Dieses Interesse für eigenes kulturelles Engagement geht dann bei Gymnasiasten ein wenig auf 52 Prozent zurück, bei Hauptschülern sackt es auf 30 Prozent ab. Der eigene Antrieb ist bei sehr vielen also zunächst vorhanden, geht aber je nach Lebensumfeld zurück.

Es ist natürlich Aufgabe jedes Vaters und jeder Mutter, die Talente ihrer Kinder zu fördern. Aber die individuelle Unterstützung ist auch Sache jeder Schule. Und sie muss die Weichenstellungen in der Politik bestimmen. Alle Parteien und Länder wissen, dass Wissen und Bildung das größte Potenzial für jeden Einzelnen und auch die gesamte Gesellschaft bedeuten. Umso ernüchternder ist die Statistik über die Entwicklung der Bildungsausgaben: Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt sank in den vergangenen zwölf Jahren von 3,3 auf 3,0 Prozent. Beschämend.

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