Sohn darf nicht ins Haus Eklat vor dem Haus von Helmut Kohl

Ludwigshafen · Am 1. Juli wird der verstorbene Altkanzler Helmut Kohl in einem feierlichen Trauerakt beigesetzt. Im Vorfeld gab es am Mittwoch einen Eklat, als sein Sohn versuchte, in das Haus seines Vaters zu gelangen und abgewiesen wurde.

Der ältere Sohn des gestorbenen Ex-Kanzlers Helmut Kohl hat am Mittwoch vergeblich versucht, in das Haus seines Vaters in Ludwigshafen zu gelangen. Walter Kohl sagte, er sei von der Polizei auf ein Hausverbot hingewiesen worden. Er hatte zur Mittagszeit mehrfach vergeblich an der Tür geklingelt und etwa eine halbe Stunde gewartet. Walter Kohl wurde nach eigenen Angaben von zwei Enkelkindern des Altkanzlers begleitet.

Am Freitag war Walter Kohl am Sterbebett seines Vaters in dem Haus gewesen. Von dessen Tod hatte er nach eigenen Angaben aus dem Radio erfahren.

Anwalt wirft Walter Kohl "inszenierten Eklat" vor

Der Anwalt von Maike Kohl-Richter, Stephan Holthoff-Pförtner, warf Kohls Sohn Walter vor, bewusst einen Eklat zu inszenieren. Der langjährige Anwalt und Vertraute Kohls sagte am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, er habe am Dienstag das Gespräch mit Walter Kohl gesucht, um die Abläufe der Trauerfeierlichkeiten für den Alt-Kanzler am 1. Juli zu bereden und zu klären, wie sich die Söhne und Enkel von Helmut Kohl verabschieden könnten. Ziel sei es gewesen, die Teilnahme der Söhne und ihrer Familien an allen Trauerzeremonien zu besprechen.

Walter Kohl habe eingewilligt, am Dienstagnachmittag um 17 Uhr ein Telefonat dazu zu führen, sagte Holthoff-Pförtner weiter. Zum verabredeten Zeitpunkt sei Walter Kohl dann aber nicht erreichbar gewesen - trotz mehrfacher Kontaktversuche. „Er hat sich diesem Gespräch entzogen.“

Dass Walter Kohl stattdessen am Mittwoch mit Kohls Enkeln unangemeldet vor dem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim auftauche und um Einlass bitte, sei „die gewollte und bewusste Inszenierung eines Eklats“, beklagte der Anwalt. „Das sprengt den Rahmen dessen, was man tolerieren kann.“ Die Darstellung von Walter Kohl, dass er abgeschirmt werde, sei falsch. „Das ist nicht die Wahrheit.“

Ablauf der Trauerfeierlichkeiten am 1. Juli

Der Trauerakt im Europäischen Parlament in Straßburg werde am 1. Juli um 11 Uhr beginnen und etwa zwei Stunden dauern, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch in Berlin. Nach derzeitigem Stand seien dort Reden geplant von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, EU-Ratspräsident Donald Tusk, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton.

Anschließend werde der Sarg mit dem Leichnam Kohls per Hubschrauber nach Deutschland gebracht. Nach der Landung in der Nähe von Ludwigshafen folge die Überführung nach Speyer, wo im Dom am späten Nachmittag eine Totenmesse geplant sei.

Aus gut unterrichteten Kreisen ist bekannt, dass für diese Teilstrecke eine Überführung zum Dom per Schiff angedacht ist. Unklar ist aber noch, ob dies organisatorisch machbar ist oder nicht.

Der Sprecher des Ministeriums sagte weiter, im Anschluss an die Totenmesse werde es vor dem Dom ein „militärisches Abschiedszeremoniell mit Ehrenformation“ geben. Anschließend folge die Beisetzung. Bereits am Dienstag war bekannt geworden, dass Kohl seine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof in Speyer finden wird und nicht im Familiengrab der Kohls in Ludwigshafen. Kohls Grab wird auf dem Friedhof sein, auf dem die Mitglieder des Domkapitels beigesetzt werden. Er befindet sich auf dem Gelände des alten Friedhofs der Stadt, nimmt aber nur einen Teil davon ein. Auf dem anderen Teil befindet sich der Konrad-Adenauer-Park. (dpa)

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