Kommentar zum AfD-Parteitag Eine Gefahr

Meinung | Oberhausen · Oberhausen. Zerrissen, zerstritten, gespalten – rund 100 Tage vor der Landtagswahl beschäftigt sich die AfD in NRW mindestens so sehr mit sich selbst wie mit ihrem Wahlprogramm.

 Offener Machtkampf: Marcus Pretzell (r.) und Martin Renner, die AfD-Landesvorsitzenden in NRW, sind beim Landesparteitag der AfD aneinander geraten.

Offener Machtkampf: Marcus Pretzell (r.) und Martin Renner, die AfD-Landesvorsitzenden in NRW, sind beim Landesparteitag der AfD aneinander geraten.

Foto: dpa

Zerrissen, zerstritten, gespalten – rund 100 Tage vor der Landtagswahl beschäftigt sich die AfD in NRW mindestens so sehr mit sich selbst wie mit ihrem Wahlprogramm. Teile der Partei rebellieren gegen den Landesvorstand, mehrere Lager stehen sich feindselig gegenüber. Die Öffentlichkeit soll von den Schlammschlachten und Grabenkämpfen so wenig wie möglich mitbekommen. Darum hieß es in Oberhausen früh: Presse raus.

Misstrauen ist das vorherrschende Empfinden in dieser Partei. Nicht nur Misstrauen gegenüber Migranten, Flüchtlingen, Medienvertretern, Kirchen, freien Gedanken und bunten Lebensentwürfen, sondern auch Misstrauen gegenüber den eigenen „Parteifreunden“. Gekämpft wird mit harten Bandagen und persönlichen Attacken, geht es doch neben der politischen Deutungshoheit auch um Mandate und lukrative Posten in der Politik. In diesem Jahr stehen zwei wichtige Wahlen an: für den Land- und den Bundestag.

Im Grunde ist das, was Teile der AfD auch in NRW wollen, eine Rolle rückwärts in die 1950er oder sogar in die 1920er Jahre. Die Nationalisten in der Partei würden am liebsten die Zeit so weit wie möglich zurückdrehen, demokratische Errungenschaften und Minderheitenrechte einschränken. Wer anders denkt, anders lebt, anders glaubt, wer sich nicht anpasst an die vermeintliche „Leitkultur“ , der soll sich warm anziehen. Die Blaupause dafür sehen wir jeden Tag in den Nachrichten aus den USA. So viel stand lange nicht mehr bei Wahlen auf dem Spiel: Wir müssen die Demokratie retten.

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