Antiterroreinheit der Bundespolizei Die Eliteeinheit GSG 9 sucht Nachwuchs

BONN · Die Antiterroreinheit der Bundespolizei soll um ein Drittel vergrößert werden. Zudem wird neben dem Hauptsitz in Sankt Augustin ein neuer Standort in Berlin geschaffen.

„Rohdiamant gesucht“, titelt die Bundespolizei auf ihrer Internetseite über der Nachwuchswerbung für ihre Spezialeinheit Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9). Diese Edelsteine sind selten, so verdeutlicht die Wortwahl zwei Dinge: Die Anforderungen sind hoch und geeignete Bewerber nicht leicht zu finden – auch wenn die Diamanten noch „geschliffen“, sprich ausgebildet, werden müssen.

Genau das will die Bundespolizei in den kommenden Monaten verstärkt tun und ist deshalb auf Nachwuchssuche. Denn mit dem Aufbau des zweiten Standortes in Berlin neben dem Hauptsitz in Sankt Augustin-Hangelar soll auch die Antiterroreinheit stark vergrößert werden.

„Wir reden über circa ein Drittel der aktuellen Stärke des Verbandes. Das ist auch die große Herausforderung für die GSG 9, den geeigneten Nachwuchs zu bekommen“, sagte GSG 9-Kommandeur Jérome Fuchs dem Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Ihre genaue Einsatzstärke veröffentlicht die Einheit offiziell nicht. Eine Größenordnung nannte jedoch der kürzlich verstorbene Gründungskommandeur Ulrich Wegener vor ein paar Monaten: „Die GSG 9 steht heute besser da denn je und ist mit rund 400 Männern sehr gut aufgestellt“, schrieb er in seiner 2017 veröffentlichten Autobiografie.

Die Vergrößerung der GSG 9 sei ein „richtiger Schritt“, sagte Jörg Radek, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in der Bundespolizei, dem General-Anzeiger. „Grundsätzlich gilt für die GSG 9 wie für die normalen operativen Einheiten der Bundespolizei, dass wir mehr Personal brauchen.“

Sitz in Sankt Augustin soll ausgebaut werden

Grund für den zweiten Standort in Berlin ist die anhaltende terroristische Bedrohung. „Wenn man sich die vergleichbaren Terrorlagen anschaut europaweit, dann waren oftmals die Hauptstädte betroffen. Wir müssen uns auf jeden Fall in der Hauptstadt besser aufstellen. Die Zielrichtung ist klar: eine schnelle Reaktionsfähigkeit der GSG 9 in der Hauptstadt“, sagte Fuchs dem rbb. Zugleich betonte der Kommandeur, dass die Antiterroreinheit ihren Sitz in Sankt Augustin behalten und ausbauen wolle.

„Wir sind da nahezu in der Mitte der Republik lokalisiert. Wir operieren nicht nur in Berlin, sondern Deutschland- beziehungsweise weltweit“, sagte er. Dafür sei der Standort eine gute Ausgangsbasis. Gegründet wurde die GSG 9 im Jahr 1972 als Reaktion auf das Olympia-Attentat in München. Die Einheit wird zur Bekämpfung von Terrorismus und schwerer Gewaltkriminalität eingesetzt, pro Jahr hat sie rund 50 Einsätze.

Die Pläne zur Aufstockung der Einheit bestätigte am Montag auch eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums in Berlin – ihre Behörde entscheidet über den Einsatz der GSG 9.

Voll einsatzfähig in drei bis vier Jahren

Zugleich betonte diese mit Blick auf die Berliner Dependance, für deren Aufbau die Antiterroreinheit Mitte vorigen Jahres vom Bundesinnenminister den Auftrag erhalten hatte, dass die „Entscheidung über den Standort noch nicht getroffen“ sei. Fuchs hatte sich zuvor ähnlich geäußert, aber auch gesagt, dass die Einheit wahrscheinlich in Spandau stationiert werden solle.

Der Sprecherin zufolge soll diese Entscheidung in den „nächsten Wochen bis Monaten“ fallen, voll einsatzfähig soll die Einheit in Berlin dann in drei bis vier Jahren sein. Um dieses Vorhaben realisieren zu können, sei „ein zweiter Ausbildungsgang ins Leben gerufen worden“, heißt es auf der Internetseite der Bundespolizei. Ob die Einheit eine Spezialisierung bekommen soll, ist derzeit laut Fuchs noch nicht klar.

Um ihre Krisen- und Reaktionsfähigkeit grundsätzlich zu stärken, hatte die Bundespolizei ihre Spezialkräfte bereits Anfang August vergangenen Jahres unter dem Dach der neu geschaffenen Direktion 11 gebündelt. Neben der GSG 9 zählten dazu der Flugdienst, die „Polizeilichen Schutzaufgaben Ausland“, die „Schutzaufgaben Luftverkehr“, die „Einsatz- und Ermittlungsunterstützung“ sowie das Entschärfungswesen.

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