OECD-Bildungsbericht Deutsche Jugendliche finden ohne Probleme in den Job

BERLIN · Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bescheinigt deutschen Jugendlichen gute Startchancen.

 Der Ausbilder für Metallbearbeitung, Waldemar Balakin (M), unterhält sich im Bildungszentrum vom Internationalen Bund (IB) in Jena (Thüringen) mit jungen Flüchtlingen aus Afghanistan.

Der Ausbilder für Metallbearbeitung, Waldemar Balakin (M), unterhält sich im Bildungszentrum vom Internationalen Bund (IB) in Jena (Thüringen) mit jungen Flüchtlingen aus Afghanistan.

Foto: picture alliance / dpa

Andreas Schleicher spricht über Geld. Johanna Wanka spricht ebenfalls über Geld. Und auch Ties Rabe spricht über Geld. Doch vor allen dreien liegt der OECD-Report „Bildung auf einen Blick 2016“. Das Wichtigste vorweg: In kaum einem anderen Land der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz: OECD, gehen so viele junge Menschen zur Schule, absolvieren eine Ausbildung oder haben einen Arbeitsplatz wie in Deutschland. Umgekehrt betrachtet heißt das: Nur 8,6 Prozent der 15- bis 29-Jährigen in Deutschland waren im vergangenen Jahr nicht in Bildung, Ausbildung oder Beschäftigung.

Schleicher, Direktor für Bildung bei der OECD, betont wie Bundesbildungsministerin Wanka (CDU) und Hamburgs Schulsenator Rabe (SPD) die Stärke des deutschen Bildungssystems: der reibungslose Übergang von der Ausbildung in den Beruf. Nur Island und die Niederlande hätten hier noch bessere Quoten. Zum Teil gehe dies auf die gute wirtschaftliche Lange in Deutschland zurück. Doch es sei auch dem dualen System (Ausbildung im Lehrbetrieb und Berufsschule) zu verdanken, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung über einen mittleren Bildungsabschluss verfüge.

Nimmt man akademische Abschlüsse und höhere berufliche Weiterbildungen zusammen, so stieg der Anteil der jungen Erwachsenen mit einem solchen sogenannten tertiären Bildungsabschluss bundesweit zwischen 2005 und 2015 von 22 auf 30 Prozent, wie Schleicher betonte. Im OECD-Schnitt sei er gleichfalls gestiegen: von 32 auf 42 Prozent. Nach dem Ergebnis des OECD-Berichts bedeutet bessere Bildung auch höheres Einkommen. Schleicher führt drei Beispiele an. Wer sich in drei Jahren zum Handwerksmeister qualifiziert, erhält durchschnittlich 26 Prozent mehr Gehalt als jemand mit Sekundarschulabschluss oder entsprechender dualer Ausbildung. Wer einen Bachelor an einer Universität macht, kann einen Gehaltsvorteil von 50 Prozent schaffen. Beim Master oder Staatsexamen liegt der Zuschlag bei fast 80 Prozent.

Die Bundesbildungsministerin kann sich auch über die Stärke des beruflichen Bildungssystems freuen, denn damit hingen auch die positiven Beschäftigungsergebnisse zusammen. Um das duale System auch künftig zu stärken, hat Wanka nach eigenen Worten eine „Initiative Berufsausbildung 4.0“ gestartet, mit der die Digitalisierung in der Ausbildung betont werden soll. Denn Wanka stellt auch fest: „Wir haben im Moment eine starke Studierneigung.“ Danach hatten 64 Prozent der jungen Erwachsenen 2014 ein Hochschulstudium oder ein berufsorientiertes Bildungsprogramm im Tertiärbereich (OECD-Durchschnitt: 68 Prozent).

Schulsenator Rabe betont, dass Deutschland trotz des demografischen Wandels und den damit verbundenen sinkenden Schülerzahlen seine Bildungsausgaben stetig erhöht habe. So sei der Anteil der Bildung an den gesamten öffentlichen Ausgaben in Deutschland von 2008 bis 2013 um drei Prozent gestiegen, während er im OECD-Durchschnitt um zwei Prozent zurückgegangen sei. Auffällig: Während in den meisten OECD-Ländern der Staat gut verdienende Bildungsgewinner an den Kosten ihres Studiums beteiligt, bittet Deutschland gewissermaßen die Jüngsten zur Kasse, also genau dort, wo Nachteile eines bildungsfernen Elternhauses am ehesten ausgeglichen werden können. Rabe selbstkritisch: „Wir haben die enorme Wirkung der frühkindlichen Bildung unterschätzt.“

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