Proteste verzögern Fahrt Erster Atommüll-Transport auf dem Neckar

Neckarwestheim · Per Spezialschiff werden Castor-Behälter vom stillgelegten AKW Obrigheim ins Zwischenlager Neckarwestheim gebracht. Aktivisten können die umstrittene Fahrt kurz stoppen, größere Zwischenfälle bleiben aber aus. Es sind aber weitere Transporte geplant.

 Das mit radioaktivem Müll beladene Lastenschiff vor dem Kühlturm des Atomkraftwerks im baden-württembergischen Neckarwestheim.

Das mit radioaktivem Müll beladene Lastenschiff vor dem Kühlturm des Atomkraftwerks im baden-württembergischen Neckarwestheim.

Foto: Marijan Murat

Begleitet von Protesten ist erstmals in Deutschland hoch radioaktiver Atommüll auf einem Fluss transportiert worden.

Aktivisten verzögerten die umstrittene Fahrt des Spezialschiffs auf dem Neckar vom stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim ins Zwischenlager Neckarwestheim, als sie sich trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen von einer Brücke abseilten. Weitere größere Zwischenfälle blieben auf der rund 13 Stunden langen Fahrt aber aus. Am Abend erreichte das Schiff mit drei Castor-Behältern mit ausgedienten Brennelementen nach 50 Kilometern das Ziel.

Trotz scharfer Kritik von Umweltschützern hält der Energieversorger EnBW die Beförderung für eine sichere Lösung. Das Unternehmen argumentiert, dass der Transport des Atommülls nach Neckarwestheim den Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim überflüssig mache. Das Unternehmen plant mittelfristig vier weitere Transporte mit je drei Castoren. Damit sollen insgesamt 342 ausgediente Brennelemente in das Zwischenlager gebracht werden.

Die Gemeinde Neckarwestheim kündigte am Abend rechtliche Schritte gegen weitere Transporte an. "Wir werden nächste Woche Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegen", sagte Bürgermeister Jochen Winkler (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur. Auch den ersten Transport hatte die Kommune verhindern wollen, war aber vor Gericht gescheitert.

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) verteidigte den Transport. "Es spricht alles dafür, radioaktive Abfälle von drei auf zwei Standorte zu konzentrieren", sagte er an der Schleuse Kochendorf in Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn). Jochen Stay von der Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" kritisierte den Transport als "Verantwortungslosigkeit sondergleichen".

In Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn) stoppten Atomkraftgegner den Castor-Transport auf dem Neckar vorübergehend. Vier Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood seilten sich von einer Brücke ab. Spezialkräfte der Polizei, die in Bergrettungslehrgängen geschult sind, beendeten den Protest nach einer Stunde. Die Polizei bewachte das Schiff mit Booten, einem Hubschrauber und Einsatzkräften am Ufer.

Auch in Heilbronn protestierten Atomkraftgegner gegen den Transport. Redner warfen bei der Kundgebung insbesondere Umweltminister Untersteller Versagen vor.

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