Einsatzfähigkeit der Truppe belastet Bundeswehrsoldaten werden im Schnitt immer älter

Berlin · Der Altersdurchschnitt der Soldaten ist deutlich gestiegen. Die allgemeine demografische Entwicklung Deutschlands und das Aussetzen der Wehrpflicht macht sich in den Streitkräften bemerkbar.

 Fordert deutlich mehr Geld und eine stärkere Anerkennung für die Bundeswehr: die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Fordert deutlich mehr Geld und eine stärkere Anerkennung für die Bundeswehr: die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Foto: Christophe Gateau

Der Altersdurchschnitt der Bundeswehrsoldaten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach stieg das Durchschnittsalter der rund 200 000 Soldatinnen und Soldaten im vergangenen Jahr auf 31,85 Jahre. Dagegen hatte es 2011 noch bei 29,04 Jahren gelegen.

Der Anteil der 20- bis 29-jährigen Soldaten im Heer ist der Antwort zufolge von gut 70 Prozent im Jahr 2011 auf nur noch 51 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Bei der Marine ging der Anteil der 20- bis 29-Jährigen von 64 auf 47 Prozent zurück, bei der Luftwaffe von 57 auf 36 Prozent.

Die allgemeine Wehrpflicht war zum 1. Juli 2011 ausgesetzt worden. Dadurch gingen der Bundeswehr viele junge Rekruten verloren. Seit dem Ende der Wehrpflicht muss die Bundeswehr Berufssoldaten verpflichten, die häufig schon etwas älter sind als Wehrpflichtige. Zudem macht sich die allgemeine demografische Entwicklung Deutschlands zunehmend auch in den Streitkräften bemerkbar. Deren Alterung beeinträchtigt die Einsatzfähigkeit, die bei derzeit insgesamt zwölf Auslandseinsätzen ohnehin fast ausgereizt ist.

Hinzu kommt ein mutmaßlich steigender Krankenstand. Der Antwort zufolge ist der Krankenstand allein des Zivilpersonals der Bundeswehr von 7,38 Prozent im Jahr 2011 auf 9,1 Prozent im Jahr 2018 kontinuierlich gestiegen. Der Krankenstand gibt an, wie viel Prozent der Erwerbstätigen an einem Kalendertag durchschnittlich arbeitsunfähig erkrankt waren.

Der Krankenstand beim Zivilpersonal der Bundeswehr sei im Vergleich zum Durchschnitt in der Bundesverwaltung „in den Jahren 2013 bis 2017 überdurchschnittlich gewesen“, heißt es in der Antwort. Innenministerium und Bundeswehr verfügen nicht über konkrete Zahlen zum Krankenstand der Soldatinnen und Soldaten, doch dürfte dieser mit dem des Zivilpersonals mindestens vergleichbar sein.

„Die insgesamt für Planungszwecke unzureichende Erfassung von Fehlzeiten und Ausfällen lässt keine Beurteilungen zu, ob die Truppe personell in der Lage ist ihren Aufgaben täglich und vollumfänglich nachzukommen“, beklagte der FDP-Politiker Alexander Müller. Bei über 260 000 Beschäftigten und einer überdurchschnittlich stark angestiegenen Krankenquote bei dem zivilen Personal der Bundeswehr sei der Mangel an Dokumentation und Überblick seitens des Verteidigungsministeriums „erschreckend“, so Müller. „Seit der Aussetzung der Wehrpflicht wird die Bundeswehr zudem immer älter. Die frisch vereidigte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ist zwingend gefragt, die Bundeswehr für junge Leute attraktiver zu machen und die Truppe endlich personell zu entlasten.“

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