Interview mit US-Senator Ben Cardin: Ich bin anderer Meinung als der Präsident

Bonn · Der US-Senator Ben Cardin aus Maryland äußert sich im GA-Interview über seinen Kampf gegen den Klimawandel, US-Präsident Donald Trump und den Cop23-Standort Bonn.

Ben Cardin ist gemeinsam mit vier weiteren US-Senatoren nach Bonn gereist, um auf der Klimakonferenz zu versichern, dass die USA sich weiter gegen den Klimawandel engagieren. Mit ihm sprach Nils Rüdel.

Was ist die zentrale Botschaft von Ihnen und Ihren Senatskollegen hier in Bonn?

Ben Cardin: Wir wollen klarmachen: Wir sind immer noch dabei. Die USA werden ihre Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens erfüllen. Wir haben im Kongress hart daran gearbeitet, um sicherzustellen, dass das auch passiert, zum Beispiel mit Steuervergünstigungen für Wind- und Solarprojekte. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Zusagen einhalten und wollen, dass die Weltgemeinschaft das weiß.

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen, hat die Welt verunsichert.

Sind die Verhandlungen für die US-Delegation schwieriger geworden?

Cardin: Ja, es ist schwieriger geworden. Die ganze US-Außenpolitik ist schwieriger geworden, da die USA nun weniger willens sind, sich global so zu engagieren, wie sie es eigentlich tun müssten. Und der Klimawandel ist ja ein globales Problem. Amerika wird seine Ziele dennoch erreichen.

Wie kann man sich das vorstellen: Sie und andere arbeiten weiter an der Energiewende, während Ihre Regierung dagegen ist. Ignorieren Sie Trump einfach so lange, bis es einen neuen Präsidenten gibt?

Cardin: Viele Entscheidungen, die den Klimawandel und die Energiewende betreffen, werden nicht von der Bundesregierung in Washington gefällt. Das ist der Grund, warum wir trotzdem vorankommen. Die Bundesstaaten und Städte gehen eigenständig voran mit Projekten, über die der Präsident keinerlei Kontrolle hat. Die Initiative „America’s Pledge“…

… ein breites Bündnis in den USA zum Kampf gegen den Klimawandel …

Cardin: …wurde gestartet von Gouverneuren, Bürgermeistern, Wirtschaftsführern, Universitäten und Nichtregierungsorganisationen. Sie zeigt klar, dass wir unsere Ziele mit oder ohne Unterstützung der Trump-Regierung erreichen werden. Wir machen gute Fortschritte, es wurden zum Beispiel schon viele Kohlekraftwerke geschlossen und viel für die Entwicklung alternativer Antriebe getan. Die Marktkräfte treiben diese Entwicklungen an, nicht die Politik des Präsidenten.

Was ist mit den Jobs der Kohlearbeiter? Für Trump war das eines der wichtigsten Wahlkampfthemen.

Cardin: Die ökonomische Botschaft ist klar: Es gibt viel mehr Arbeitsplätze in den erneuerbaren Energien als im Bereich der fossilen Energieträger. Der Zuwachs an Jobs in der Wind- und Solarbranche war größer als die Gesamtzahl der Arbeitsplätze in der Kohleindustrie. Das macht es viel populärer, für erneuerbare Energien einzutreten als für fossile Brennstoffe.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Cop23-Standort Bonn?

Cardin: Wir sind sehr zufrieden mit Bonn. Der Standort ist sehr geeignet und wir sind sehr dankbar für die großartige Gastfreundlichkeit.

Nur das Wetter könnte besser sein.

Cardin: (lacht) Ja, aber das kenne ich aus meiner Heimat Maryland. Und wir waren ja auch vorgewarnt. Uns wurde gesagt: Komm noch mal zurück, im Frühling.

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