Nach den Landtagswahlen in Brandenburg und Thüringen Auf Mehrheitssuche

BERLIN · Ratschläge an die Landesverbände? Keine. Sigmar Gabriel steht am Tag danach im Foyer des Willy-Brandt-Hauses und spricht über ein "sehr gutes Ergebnis" (Brandenburg) und ein "sehr schwieriges" (Thüringen).

 Auf Tuchfühlung: Die thüringische SPD-Spitzenkandidatin Petra Taubert mit Parteichef Sigmar Gabriel.

Auf Tuchfühlung: Die thüringische SPD-Spitzenkandidatin Petra Taubert mit Parteichef Sigmar Gabriel.

Foto: dpa

Aber bitte, die Landesverbände sollten in Eigenregie über ihren künftigen Weg entscheiden, was vor allem für die gebeutelte Thüringen-SPD hart genug wird, wie auch die sichtlich mitgenommene Spitzenkandidatin Heike Taubert einräumt. Der Absturz von schon nicht üppigen 18,5 Prozent auf mickrige 12,4 Prozent will erst einmal verkraftet sein.

In der Landes-SPD werde es "natürlich auch Konsequenzen" geben, sagt Taubert, ohne konkret zu werden. Ratschläge an die Landesgenossen gebe es wirklich nur, wenn diese fragten, beteuert Gabriel. Aber er erwarte solche Fragen nicht.

Lieber weiter mit Schwarz-Rot oder doch ein Wechsel zu Rot-Rot-Grün in Thüringen? Gabriel: "Es wird von uns überhaupt keine Einflussnahme geben." Das soll selbstredend auch für die Brandenburg-SPD gelten, wo Ministerpräsident Dietmar Woidke sowohl seinen bisherigen Koalitionspartner, Die Linke, wie auch die oppositionelle CDU zu Sondierungsgesprächen eingeladen hat.

Mögliche Vorteile einer großen Koalition in Thüringen mit Blick auf das Stimmengewicht der SPD im Bundesrat wie auch für die Lage der "GroKo" im Bund will Gabriel nicht nachvollziehen. Er halte ohnehin nichts davon, "alles zu mainstreamen".

Im Karl-Liebknecht-Haus sieht Linke-Chefin Katja Kipping einen "klaren Gestaltungsanspruch" für ihre Partei, auch wenn es in Thüringen eine "sehr knappe Situation" gebe. Ihr Co-Vorsitzender Bernd Riexinger versucht denn auch, die SPD moralisch ein wenig in die Pflicht zu nehmen.

Es stelle sich doch nun die Frage, ob Sozialdemokraten wie auch Grüne bereit seien, einen Politikwechsel zu wagen. "Oder kriechen sie wieder unter die Decke einer großen Koalition", provoziert Riexinger die SPD. "Wir können nur dringend raten, den Sprung zu wagen", sagt Riexinger an die Adresse der thüringischen SPD. Wenn die SPD auch bundespolitisch für 2017 neue Optionen wolle, müsse sie springen.

Linke-Spitzenkandidat Bodo Ramelow unterscheidet denn auch zwischen einer "rechnerischen Mehrheit" (Rot-Rot-Grün) und einer "unsicheren Mehrheit" (Schwarz-Rot), weil es zwischen Union und SPD erkennbare Differenzen gebe. Ramelow bietet dazu eine rot-rot-grüne Koalition auf Augenhöher an.

Die Grünen wiederum freuen sich, dass in Thüringen eine weitere Regierungsbeteiligung - es wäre die achte in einem Land - möglich ist, wie Parteichefin Simone Peter sagt.

Die thüringische Spitzenkandidatin Anja Siegesmund will Gesprächsangebote annehmen. Natürlich über Rot-Rot-Grün und auch über Schwarz-Rot-Grün, obwohl sie eine solche Koalition "sehr skeptisch" sehe. Rechnerisch würden die Grünen in einer solchen "Afghanistan"-Koalition nicht gebraucht, aber man würde sich Gesprächen mit der CDU auch nicht verschließen.

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