Absage für Dresdner Sinfoniker AA sagt Armenier-Aufführung in Istanbuler Vertretung ab

Istanbul · Die Dresdner Sinfoniker wollten ihr Konzertprojekt "Aghet" zum "Völkermord an den Armeniern" in Istanbul aufführen. Das Auswärtige Amt sagt die Aufführung im deutschen Generalkonsulat nun ab - die sonst wohl zu einem neuen Konflikt mit der Türkei geführt hätte.

 Die Dresdner Sinfoniker Ende April nach einer Aufführung des Konzertprojektes "Aghet" in Dresden.

Die Dresdner Sinfoniker Ende April nach einer Aufführung des Konzertprojektes "Aghet" in Dresden.

Foto: Martin Morgenstern

Nach dem Zerwürfnis mit der Türkei wegen der Völkermordresolution des Bundestags hat das Auswärtige Amt eine Aufführung zu den Massakern an den Armeniern in der deutschen Vertretung in Istanbul abgesagt.

"Die Räumlichkeiten des Generalkonsulats in Istanbul stehen am 13. November nicht zur Verfügung", hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. An dem Termin wollten die Dresdner Sinfoniker ihr Stück "Aghet" über den "Völkermord an den Armeniern" im Osmanischen Reich vor gut 100 Jahren aufführen.

Zu der Absage kam es, nachdem die Sinfoniker den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan, Ministerpräsident Binali Yildirim, Außenminister Mevlüt Cavusoglu und Kulturminister Nabi Avci zu der Aufführung im Generalkonsulat eingeladen hatten. Aus dem Ministerium in Berlin verlautete dazu: "Einladungen zu der Veranstaltung sind ohne Beteiligung des Auswärtigen Amtes erfolgt."

Ankara wehrt sich vehement gegen die Einstufung der Massaker als Völkermord. Im Juni hatte die Völkermordresolution des Bundestages zu einem schweren Zerwürfnis zwischen der Türkei und Deutschland geführt. Mit der Aufführung hätte nun neuer Streit gedroht - zumal die Aufführung durch den Veranstaltungsort im Generalkonsulat einen offiziellen Anstrich bekommen hätte. Die Türkei läuft seit Monaten Sturm gegen das Konzertprojekt "Aghet", das von der EU und vom Auswärtigen Amt finanziell gefördert wird.

"Aghet" sollte in Istanbul in einer im Vergleich zu anderen Aufführungsorten entschärften Fassung aufgeführt werden. Bei der Gala sollte zudem eine armenisch-türkisch-deutsche Freundschaftsgesellschaft gegründet werden. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die Aufführung sei verschoben. Ein neuer Termin wurde allerdings nicht genannt.

Die Regierung in Ankara kündigte Medienberichten zufolge wegen "Aghet" kürzlich einseitig das EU-Kulturprogramm auf. Im April hatte die Türkei gefordert, dass die EU die finanzielle Förderung für das Projekt einstellt.

Nach der Völkermordresolution des Bundestages im Juni verweigerte Ankara deutschen Parlamentariern zunächst die Erlaubnis, Bundeswehr-Soldaten auf der Luftwaffenbasis Incirlik zu besuchen. Erst als die Bundesregierung die Resolution als rechtlich nicht verbindlich erklärte, entspannte sich die Lage. Bundestagsabgeordnete aus dem Verteidigungsausschuss konnten daraufhin Anfang des Monats wieder nach Incirlik reisen. Seit rund zwei Wochen wartet allerdings der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Jan van Aken, auf eine Besuchsgenehmigung von der türkischen Regierung.

In der ersten Novemberhälfte wollen die Dresdner Sinfoniker "Aghet" in Belgrad und in der armenischen Hauptstadt Eriwan aufführen.

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