Gauck zum Abschied in Bonn „Bonn ist einfach großartig“

Bonn · Das Staatsoberhaupt Joachim Gauck verabschiedet sich von seinem zweiten Dienstsitz Bonn. Der Bundespräsident lobt die Menschen in der Bundesstadt – und die loben ihn.

 Gaucks letzter Besuch in Bonn.

Gaucks letzter Besuch in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Joachim Gauck zeigt sich beeindruckt, als er in den Kreuzgang des Münsters tritt. „Ich habe bei meinen Besuchen hier ja schon abenteuerliche Orte kennengelernt wie das sogenannte Bonner Loch“, sagt der Bundespräsident, „aber diesen wunderschönen Flecken habe ich noch nie gesehen. Mitten in der Stadt eine solche Oase des Friedens und der Ruhe.“ Er fügt hinzu, das sei „ein krönender Abschluss“ für seine Besuche in Bonn. Gauck übergibt das Amt am Samstag nächster Woche seinem Nachfolger Frank-Walter Steinmeier, an diesem Dienstag verabschieden sich er und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt von Bonn und dem zweiten Dienstsitz Villa Hammerschmidt.

Im Münster steht neben dem Weg durch den Kreuzgang und einem Besuch der Gräber der Stadtpatrone Cassius und Florentius ein kleines Orgelkonzert auf dem Programm. Münster-Organist Markus Karas spielt unter anderem „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen“. Der Bundespräsident selbst habe den Wunsch geäußert, eine Klais-Kirchenorgel zu hören, hat die Stadt zuvor mitgeteilt. Am Nachmittag wird er noch die Montagehalle der Firma Klais an der Kölnstraße besuchen. Gauck geht im Münster hinauf zur Orgel und lässt sich von Karas und Stadtdechant Wilfried Schumacher das Instrument erklären – und stellt so viele Fragen, dass er den eng getakteten Terminplan gleich um zehn Minuten überzieht.

So muss der Stadtspaziergang kürzer ausfallen, den Gauck und Schadt mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan und dessen Frau Petra Fendel-Sridharan machen. Ein kurzes Gespräch mit Ex-OB Jürgen Nimptsch, der vor dem Münster gewartet hat, ist aber noch drin. Vor SinnLeffers steht Gauck plötzlich der Bonnerin Petra Fortuna gegenüber und schüttelt ihr die Hand. „Vielen Dank für alles“, sagt die 61-Jährige dem Präsidenten. Und im Gespräch mit dem GA ergänzt sie: „Er hat so eine souveräne Art und wirkt sehr repräsentativ.“ Begleitet von Kameras und vielen Bürgern geht es über die Remigiusstraße zum Remigiusplatz, wo Sridharan Gauck ein paar alte Bilder zeigt. Genau dort stand bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1800 die alte Remigiuskirche, in der Ludwig van Beethoven am 17. Dezember 1770 getauft wurde. Natürlich weisen der OB und die „Bürger für Beethoven“ auf die Festivitäten zu Beethovens 250. Geburtstag im Jahr 2020 hin.

Als Gauck weitergehen will, ruft ihm ein Bürger zu: „Herzlichen Dank für Ihr Wirken.“ Der Bundespräsident hört es, geht auf den Mann zu, drückt ihm die Hand und sagt noch, dass er das gern gemacht habe. Walter Müller, so heißt der Mann, ist gerührt. Der 78-Jährige aus Witterschlick findet, dass Gauck „ein Glücksfall“ gewesen sei. „In einer beunruhigenden Zeit hat er befriedende Worte gefunden“, sagt Müller zum GA.

Der Tross zieht weiter. In der ersten Etage von Juwelier Kraemer stehen die Mitarbeiter an den offenen Fenstern und winken. Marktgildechefin Inge Hankammer empfängt Gauck und Schadt mit einem Blumenstrauß und einem Beutel voller Obst und Gemüse. Vor dem mobilen italienischen Café steht die Bonnerin Hildegard Dellinger und fragt Gauck, ob sie ihn, Schadt und das Ehepaar Sridharan zum Kaffee einladen dürfe. Der sagt tatsächlich „Ja“, und so stehen die fünf für wenige Minuten zum Plausch an der Kaffeebude. Bevor es gemütlich wird, drängt ein Mitarbeiter des Protokolls zum Aufbruch, denn auf der Rathaustreppe wartet schon der Chor der Bonn International School. Als die Kinder „Freude schöner Götterfunke“ anstimmen, kommt sogar die Sonne raus. Gauck singt lauthals mit und klatscht die Jungen und Mädchen ab. „Super“ ruft er ihnen noch zu.

Wenige Minuten später im Kaminzimmer des Alten Rathauses ist Gauck schon wieder der Staatsmann. Was er aus Bonn mitnehme, wird er gefragt. Er spricht von der „Herzlichkeit der Bürgerinnen und Bürger“; es sei „eine intensive Verbindung entstanden“ sei zwischen dem Bundespräsidenten und den Bonnern. Er wolle sich bei den Bürgern der Stadt und den beiden Oberbürgermeistern für viele schöne Begegnungen bedanken. Froh sei er auch, wieder in die Villa Hammerschmidt zu kommen, „denn die liegt uns“. Ihn bewege es immer wieder, wenn er, der Mann von der Ostsee, dort stehe und auf den Rhein blicke. Er wünsche sich, „dass die Villa Hammerschmidt auch von anderen Bundespräsidenten weiter aufgesucht wird“.

Dann betont Gauck noch, dass ihm „der Spirit der Stadt“ sehr gefalle, denn die Menschen hätten nach dem Umzugsbeschluss mit Zuversicht in die Zukunft geschaut. „Man spürt hier den Geist der Lebendigkeit, in der Uni, in der Kultur, bei den Vereinten Nationen, in den vielen Vereinen, all das ist ein wunderbares Ensemble. Bonn ist einfach großartig.“ Seine Lebensgefährtin und er würden sicher wiederkommen. 18 Mal war er zu Arbeitsbesuchen am Rhein. Der Tag in Bonn klingt so aus, wie er begonnen hat, nämlich musikalisch: mit einem Abend zu Robert und Clara Schumann in der Villa.

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