Bundeszentrale für politische Bildung „Wir wollen Teil der Bonner Stadtgesellschaft sein“

Bonn · Die Bundeszentrale für politische Bildung besteht seit 65 Jahren in Bonn. Sie steht für Wissensvermittlung auf allen Kanälen.

Die Figur Mecki ist ein freundlicher Igel. Seine Augen blitzen schelmisch, er trägt die Kluft eines Arbeiters. Und das ist er auch: ein Arbeiter auf der Baustelle Demokratie. 1953 setzte die noch junge Bundeszentrale für politische Bildung Mecki in Werbefilmen ein. Damals, kurz vor der zweiten Bundestagswahl, erklärte der Igel den Bürgern, warum sie in einer Demokratie wählen gehen sollten.

Die Wähler interessiert das zunächst herzlich wenig. Sie nutzen im Film den Stimmzettel zum Fischeinpacken oder schmeißen ihn weg. Ein dösender Zeitungsleser wird jäh aus seiner Trägheit gerissen, als Mecki zu einer List greift und ihm als Hitler erscheint. Flugs begeben sich alle an die Urne. „Muss man euch denn immer den Teufel an die Wand malen? Denkt dran: Euer Schicksal liegt in eurer eigenen Hand“, mahnt Mecki.

So überholt der Clip in seiner Machart ist, so aktuell ist seine Aussage auch heute noch. Wer nicht wählen geht, schwächt die Demokratie und spielt ihren Gegnern in die Hände. Das Medium Film wird nach wie vor von der Bundeszentrale genutzt, um den Bürgern politische Informationen an die Hand zu geben. Nur sind es heute nicht mehr drollige Puppen wie Mecki, die mit ihren Botschaften in die Gesellschaft wirken sollen, sondern hippe Youtuber. Sie richten sich in Webvideos beispielsweise an Erstwähler. Die Bundeszentrale betreibt auch selbst einen Youtube-Kanal, in dem kurze Filmbeiträge zu Demokratie, Politik und Geschichte abrufbar sind. Auf ihrer Internetseite www.bpb.de verzeichnete die Bundeszentrale allein 2016 26,4 Millionen Besuche.

Wahl-O-Mat seit 2002 im Angebot

„Wir haben schon immer versucht, die Menschen in den Medien der Zeit zu erreichen“, sagt Daniel Kraft, Sprecher der Einrichtung, die vor 65 Jahren als Bundeszentrale für Heimatdienst in Bonn gegründet wurde. Besonders gefragt ist heute der Wahl-O-Mat. Das Online-Instrument soll Wählern die Meinungsbildung vor Wahlen erleichtern. Es basiert auf dem „StemWijzer“ aus den Niederlanden. Die Bundeszentrale erwarb 2002 – der heutige Präsident Thomas Krüger war gerade im Amt – die Lizenz und bietet seither den Wahl-O-Mat an. Anlässlich der Bundestagswahl ist er seit dem 30. August online, und laut Kraft haben allein an den ersten zwei Tagen vier Millionen Nutzer ihre Positionen mit den Programmen der Parteien abgeglichen.

Eine wesentliche Säule der Bildungsarbeit sind nach wie vor die Publikationen. Wer das Medienzentrum der Bundeszentrale an der Adenauerallee betritt, findet dort geballt die Zeitschriften des Hauses. „Informationen zur politischen Bildung“ oder „Aus Politik und Zeitgeschichte“ sind Klassiker. „Fluter“ heißt das Magazin für die Jungen. All das liegt kostenlos aus, Demokratie zum Mitnehmen sozusagen.

Hinzu kommt die Schriftenreihe: Sie bietet ein Themenspektrum aus Zeitgeschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt, Bildung und Kultur. Damit verfolgt die Bundeszentrale drei Ziele: die Vermittlung von Wissen, die Begleitung gesellschaftlicher Diskurse und die Befähigung zur Teilhabe an gesellschaftlichen und politischen Prozessen. Vor allem Lehrer, Schüler und Studenten greifen gerne zu, bei einer Schutzgebühr, die pro Buch in der Regel 4,50 Euro beträgt. Insgesamt sind mehr als 500 Titel verfügbar. Pro Jahr richtet die Bundeszentrale zudem mehrere hundert Veranstaltungen aus, am 14. September auch in Kooperation mit dem GA.

Das Jahresbudget der mehr als 200 Mitarbeiter zählenden Behörde steigt seit Jahren. 2016 lag es bei 50,2 Millionen Euro, 2017 beträgt es 54,3 Millionen. Mehr war es noch nie. Der Bund stellte wiederholt zusätzliche Mittel in Millionenhöhe bereit – für die Prävention von politischem und religiösem Extremismus, aber auch zur Auseinandersetzung mit Themen wie Flucht und Integration. „Es ist gelungen, dass die Bundeszentrale seit Jahrzehnten als verlässliche überparteiliche Institution wahrgenommen wird“, sagt Kraft, der die Bundeszentrale klar in Bonn verwurzelt sieht: „Wir wollen Teil der Bonner Stadtgesellschaft sein.“

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