Kommentar zu den Rohingya Wenig Klarheit

Meinung | Myanmar · Bislang hilft die erste Vereinbarung nur den beiden Regierungen. Dhaka zeigt seiner Bevölkerung, dass aktiv an der Rückführung der Vertriebenen gearbeitet wird. Suu Kyi und die Militärs in Myanmar präsentieren sich kompromissbereit, kommentiert Willi Germund.

 Frauen der muslimischen Minderheit der Rohingya in Kutupalong (Bangladesch).

Frauen der muslimischen Minderheit der Rohingya in Kutupalong (Bangladesch).

Foto: dpa

Bangladesch nennt die Vereinbarung einen ersten Schritt. Bislang fällt es jedoch schwer, davon zu sprechen. Nach Informationen des von Aung San Suu Kyi geführten Außenministeriums lässt Myanmar sich lediglich darauf ein, persönliche Unterlagen von Hunderttausenden von Vertriebenen zu prüfen. Die Vereinbarung entspricht der Position, die Myanmar seit Beginn der ethnischen Säuberung des Rakhine-Staats einnimmt.

Darüber hinaus bleiben die Fragen der vergangenen Wochen und Monate. Gegenwärtig ist kaum vorstellbar, dass die meisten der 650.000 Vertriebenen ohne ausreichende Sicherheitsgarantien nach dem Trauma von massenhaften Vergewaltigungen durch Myanmars Sicherheitskräfte und den mit ihnen verbündeten Banden zu einer Heimkehr bereit sind.

Ebenso unklar erscheint, wie viele Vertriebene Myanmar wieder aufnehmen will – und wo sie angesiedelt werden. Wie kompliziert eine Heimkehr der Rohingya in das Land ist, das ihnen seit Jahrzehnten alle Staatsbürgerrechte verwehrt, zeigt der Fall der 30.000 Flüchtlinge, die Anfang der 1990er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Bangladesch ankamen. Sie leben immer noch in Lagern, weil Dhaka und Myanmar sich nicht über die Einzelheiten der Rückführung einigen konnten. Dabei verhandeln beide Länder bereits seit 25 Jahren.

Bislang hilft die erste Vereinbarung nur den beiden Regierungen. Dhaka zeigt seiner Bevölkerung, dass aktiv an der Rückführung der Vertriebenen gearbeitet wird. Suu Kyi und die Militärs in Myanmar wiederum präsentieren sich kompromissbereit.

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