Papst-Rücktritt Verschwörungstheorien in den Tagen des Abschieds

Rom · Im Vatikan werden die letzten Tage des Pontifikats Benedikt XVI. sowie das Konklave geplant. Unterdessen reißen die Spekulationen über die Gründe des überraschenden Rücktritts nicht ab.

 Der Rücktritt des Papstes bietet Gesprächsstoff und schafft Raum für Verschwörungstheorien.

Der Rücktritt des Papstes bietet Gesprächsstoff und schafft Raum für Verschwörungstheorien.

Foto: AP

Noch 16 Tage ist Papst Benedikt XVI. im Amt. Es sind mehr als zwei Wochen der Ungewissheit, die dem Vatikan bevorstehen. Mühsam versuchten auch gestern die Verantwortlichen die Folgen des Rücktritt des Papstes zu kalkulieren. Der Papst wird die heutige Aschermittwochsfeier nicht wie üblich am Aventins-Hügel abhalten, sondern außerplanmäßig im Petersdom.

Dafür wurden in Rom als Grund genannt, viele Kardinäle, Geistliche und Gläubige wollten an der möglicherweise letzten gemeinsamen Feier mit dem Papst teilnehmen. Die Zeichen stehen auf Abschied in Rom. Drei Generalaudienzen wird Benedikt noch abhalten und zweimal sonntags das Angelusgebet auf dem Petersplatz sprechen.

Vor allem für die Audienz am 27. Februar, dem Tag vor seinem Rücktritt am 28. Februar um 20 Uhr werden besonders viele Menschen vor dem Petersdom zur inoffiziellen Abschiedsfeier Benedikts erwartet. Für Mitte März ist das Konklave in der Sixtinischen Kapelle anberaumt, in dem 118 Kardinäle den Nachfolger Benedikt XVI. wählen werden. Üblicherweise beginnt das Konklave 15 oder 20 Tage nach dem Tod eines Papstes, auch im Fall des Rücktritts soll dieser Zeitraum gelten. "Die Kardinäle bereiten sich bereits auf ihre Reise nach Rom vor", sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi.

Derweil gibt es weiter Spekulationen über die Gründe für den Rücktritt von Benedikt XVI. Er hatte am Montag überraschend erklärt, dass seine "Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben."

Vatikansprecher Lombardi bestätigte, dass sich der Papst vor mehr als drei Monaten einer Herzoperation unterziehen musste. Die Rede war vom Austausch eines Herzschrittmachers, den Benedikt bereits seit Zeiten als Kardinal trägt. Lombardi hingegen sprach lediglich vom Austausch der Batterien und bezeichnete den Eingriff als "Routine". Benedikt leide nicht unter einer akuten Krankheit.

Gestern wurde auch bekannt, dass die Entscheidung des Papstes zum Rücktritt schon beinahe ein Jahr lang fest stand. In Folge der Reise nach Kuba und Mexiko im März 2012 und auf ärztlichem Rat hin soll Benedikt sich bereits damals zum Rücktritt entschlossen haben. Der Zeitpunkt der Entscheidung, die auch an die Öffentlichkeit gedrungen war, aber dementiert wurde, heizt nun die Debatte um eine Verschwörung im Vatikan gegen den Papst an. Damals, auf dem Höhepunkt der Vatileaks-Affäre, gelangten Dutzende Geheimdokumente an die Öffentlichkeit, die der inzwischen verurteilte und begnadigte Kammerdiener Paolo Gabriele aus dem Büro des Papstes gestohlen hatte.

Im Mai 2012 veröffentlichte der Journalist Gianluigi Nuzzi das Buch "Seine Heiligkeit" mit gestohlenen Dokumenten. Benedikt setzte kurz darauf eine dreiköpfige Kommission erfahrener Kardinäle ein, deren Bericht bis heute verschlossen gehalten wird. An dieser Tatsache entzündeten sich nun nicht weiter bestätigte Spekulationen, in dem Bericht könnten sich Motive für den Rücktritt finden. Nicht auszuschließen ist, dass die Umstände und Grabenkämpfe unter Kardinälen in der Kurie den Papst in seinem Entschluss zum Rücktritt bestärkten.

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