Trump will Südkorea aufrüsten Nordkorea-Krise: Putin warnt vor "globaler Katastrophe"

Seoul/Xiamen/Berlin · Im Atomkonflikt mit Nordkorea schlagen die USA scharfe Töne an. Der UN-Sicherheitsrat soll harte Strafmaßnahmen beschließen. China und Russland mahnen hingegen einen kühlen Kopf an. Auch die Bundesregierung fordert eine friedliche Lösung.

 Der russische Präsident Wladimir Putin warnt vor einer vor "globaler Katastrophe" wegen des Atomstreits mit Nordkorea.

Der russische Präsident Wladimir Putin warnt vor einer vor "globaler Katastrophe" wegen des Atomstreits mit Nordkorea.

Foto: Tyrone Siu

"Die derzeitige militärische Hysterie kann nichts Gutes bringen", sagte Putin am Dienstag in der südchinesischen Hafenstadt Xiamen. Nordkorea werde sein Atomprogramm nicht aufgeben, solange es sich nicht sicher fühle, sagte Putin der Agentur Tass zufolge. "Es gibt keinen anderen Weg als Verhandlungen, um das nordkoreanische Atomprobleme zu lösen."

Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) warb für eine friedliche Lösung, für die sich auch Europa einsetzen müsse. "Europa hat eine wichtige Stimme in der Welt", sagte sie in der letzten Sitzung des Bundestags vor der Wahl am 24. September. Im übrigen sei es richtig, dass der UN-Sicherheitsrat eine klare Position beziehe. Merkel hatte zuvor mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon JaeIn sowie mit US-Präsident Donald Trump über die Krise gesprochen.

Die USA werfen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vor, einen Krieg provozieren zu wollen und dringen im UN-Sicherheitsrat auf "größtmögliche Sanktionen". Nordkorea hatte am Sonntag eigenen Angaben zufolge eine Wasserstoffbombe getestet, mit der Interkontinentalraketen bestückt werden sollen. Das nordkoreanische Raketen- und Atomprogramm wird weltweit als ernste Gefahr angesehen.

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen, um eine friedliche Lösung zu erzielen. Dazu sollten die Sanktionen ausgeweitet, etwa Häfen für nordkoreanische Schiffe gesperrt werden. Er sehe die große Gefahr, dass es Schule machen könnte, wenn sich Nordkorea in diesem Konflikt durchsetzen sollte. Es gelte auf jeden Fall eine militärische Lösung zu verhindern.

Die USA sehen Forderungen nach einem Dialog mit Pjöngjang kritisch. Immer wieder sei mit Nordkorea verhandelt worden, was aber nicht funktioniert habe, sagte die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley am Montag in einer Dringlichkeitssitzung in New York. "Die Zeit für halbe Sachen im UN-Sicherheitsrat ist vorbei." Sie kündigte einen Katalog mit härteren Maßnahmen an, über den der Rat kommenden Montag abstimmen solle. Den USA geht es besonders um eine Aussetzung der Öllieferungen aus China nach Nordkorea.

China, das wie Russland zu Zurückhaltung mahnt, befürchtet einen Kollaps des Nachbarlandes mit unkalkulierbaren Folgen. Chinesische oder russische Ölkürzungen würden das Atom- und Raketenprogramm Nordkoreas nicht stoppen, sondern nur der Zivilbevölkerung schaden und beispielsweise zu Hungersnöten führen, warnte das auf Frieden und Sicherheit spezialisierte Nautilus Institute (USA/Kalifornien). Frühere Beispiele zeigten, dass Mangel nicht zu sozialer Instabilität führe, sondern dass die Nordkoreaner zumeist gehorchten.

US-Präsident Donald Trump schrieb am Dienstag auf Twitter, er wolle Japan und Südkorea massiv aufrüsten lassen. Er wolle es beiden Ländern "erlauben", bedeutend mehr besonders anspruchsvolle Militärausrüstung von den USA zu erwerben.

Als Reaktion auf den Atomtest der Nordkoreaner demonstrierte Südkorea am Dienstag mit neuen Manövern militärische Stärke. Kriegsschiffe hätten Schießübungen im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) durchgeführt, teilte die Marine mit. Zweck der Manöver sei gewesen, sofort auf potenzielle Provokationen Nordkoreas antworten zu können. Bereits am Montag hatte Südkoreas Militär einen Angriff mit Raketen auf das nordkoreanische Atomtestgelände im Nordosten des Nachbarlandes simuliert.

Weitere Infos

  • Die erste WASSERSTOFFBOMBE, auch H-Bombe genannt, wurde unter Leitung von Edward Teller in den USA entwickelt und 1952 auf einem Atoll im Pazifik gezündet. Ihre Sprengkraft war rund 800 Mal so groß wie die der ersten Atombombe. Die Wasserstoffbombe setzt Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen frei. Bei dieser Fusion verschmelzen unter anderem die Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium zu Helium. Zur Zündung des Gemisches sind mehr als 100 Millionen Grad erforderlich. Deshalb enthält eine H-Bombe als Zünder eine Atombombe. Wegen ihrer übergroßen Vernichtungskraft und der unkontrollierbar freigesetzten Strahlung gilt die Wasserstoffbombe bei vielen Militärexperten als kaum noch einsetzbar.
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