Außenministerium noch offen Trump holt superreiche Investmentbanker ins Kabinett

New York · Er werde "den Sumpf trockenlegen" und die Mauscheleien zwischen Finanzelite und Politik beenden, hatte Donald Trump angekündigt. Doch der populistisch geführte Wahlkampf ist vorbei - Trumps Finanzminister wird ein Wall-Street-Insider und Ex-Goldman-Banker.

 Petraeus gilt derzeit als Favorit für das Außenamt.

Petraeus gilt derzeit als Favorit für das Außenamt.

Foto: Behar Anthony

Im Wahlkampf zählte die Finanzelite zu Donald Trumps Lieblingsfeinden - nun macht der künftige US-Präsident ausgerechnet einen Finanzinvestor und Ex-Mitarbeiter der Investmentbank Goldman Sachs zum Finanzminister - einer der Schlüsselpositionen in der künftigen Kabinettsriege.

Weiter spekuliert wird derweil um das wichtige Amt des Außenministers. Fest steht aber bereits: Bei der Regierungsbildung macht der Immobilientycoon, der in wenigen Wochen das Sagen im Oval Office haben wird, seinem erratischen und unberechenbaren Ruf wieder einmal alle Ehre.

"Ich werde die Wall Street nicht mit Mord davonkommen lassen", hatte Trump im Wahlkampf gepoltert. Der New Yorker Geschäftsmann versprach, sich Banker und Finanzprofis vorzuknöpfen, denen viele US-Bürger noch immer die Verantwortung für die große Wirtschaftskrise nach dem Kollaps des Häusermarkts im Jahr 2007 vorwerfen.

Der Crash hatte den USA die schlimmste Wirtschaftskrise seit der großen Depression der 1930er Jahre eingebrockt und die Armut in der Bevölkerung in den Folgejahren drastisch steigen lassen.

Die Finanz-Industrie habe "riesengroße Probleme" bereitet, zürnte Trump vor seinen aufgebrachten Anhängern. "Wir werden die Wall Street zur Rechenschaft ziehen", kündigte er an. Doch seit seiner Wahl zum US-Präsidenten sieht bei Trump vieles ganz anders aus - so auch sein Verhältnis zur Finanzwelt.

Für den renommierten Posten des Finanzministers soll mit Steven Mnuchin ein langjähriger Wall-Street-Insider berufen werden. "Ich könnte mich nicht geehrter fühlen, dem künftigen Präsidenten zu dienen", sagte der 53-Jährige am Mittwoch Reportern in New York voller zur Schau gestellter Demut.

"Erste Priorität" sei die Umsetzung von Trumps Steuerplänen, von denen laut Experten vor allem Superreiche profitieren dürften. Der Wall Street will Mnuchin die Zügel abnehmen. Natürlich nur, damit kleinen und mittelständischen Unternehmen wieder mehr Kredite zur Verfügung stehen.

Vor dem Hintergrund seines Wahlkampfgetöses wirkt Trumps Personalauswahl grotesk. Mit Mnuchin werden die Finanzen der größten Volkswirtschaft der Welt einem Mann anvertraut, der bislang als Hedgefonds-Manager, Hollywood-Filmfinanzier und Investmentbanker von sich reden machte. Regierungserfahrung hat er wie Trump keine.

Besonders pikant ist Mnuchins Vorgeschichte als Mitarbeiter des Finanzinvestors George Soros und des Investmenthauses Goldman Sachs. Trump hatte die US-Bank, die wegen ihrer engen Drähte in die Politik auch "Government Sachs" genannt wird, zuvor heftig aufs Korn genommen.

In einem Wahlwerbespot attackierte Trump Goldman und Soros - ein großzügiger Parteispender für die gegnerischen Demokraten - symbolhaft als Inbegriff eines "manipulierten Systems" der Vetternwirtschaft zwischen Wall Street und Washingtoner Politikbetrieb, das "unsere Arbeiterklasse ausgeraubt hat". Doch für eben dieses System steht der künftige Finanzminister.

Mnuchin, der sich zwischenzeitlich auch als Hollywood-Finanzier einen Namen machte, war besonders in die Kritik geraten, als er die Häuser von mehr als 35 000 Darlehensnehmern in der Finanzkrise versteigern ließ. Als Sohn eines Goldman-Sachs-Partners und Absolvent der US-Eliteuni Yale hat er eine klassische Oberschicht-Karriere durchlaufen.

Als Wall-Street-Insider ist Mnuchin, der bereits als Finanzchef der Trump-Kampagne agierte, kein Einzelfall in der Regierung Trump. Der Milliardär und Investor Wilbur Ross wird Wirtschaftsminister werden. Der Private-Equity-Spezialist zählt ebenfalls zur Finanzelite und hat mit seinen Deals ein Milliardenvermögen angehäuft. Sein Geschäftsmodell ist je nach Deutung das Ausschlachten oder Aufpäppeln kriselnder Firmen.

Es gibt allerdings auch Fürsprecher, die dem 79-Jährigen zugutehalten, sich in der Krise für die Stahlindustrie eingesetzt zu haben. Deren gebeutelte Arbeiter hatte Trump im Wahlkampf besonders umworben.

Spekuliert wird indes, wer den wichtigen Posten des Außenministers in Trumps Regierung antreten wird. Weiterhin wird Mitt Romney für das Amt gehandelt. Der Ex-Präsidentschaftskandidat der Republikaner, der Barack Obama 2012 unterlag, traf sich am Dienstagabend erneut zu Gesprächen mit Trump - anschließend war er voll des Lobes für den künftigen Präsidenten.

Dass Trump den superreichen Geschäftsmann, dessen Vermögen auf 250 Millionen Dollar geschätzt wird, in Betracht zieht, ist ein weiteres Indiz dafür, wie sehr sich der Wind nach dem Wahlkampf gedreht hat. Im März noch war er von Romney als Hochstapler und Aufschneider bezeichnet worden, der nichts besser könne, als die Leute für dumm zu verkaufen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort