Kommentar zu Trumps Amtsantritt Trump vor dem Amt: Im Wahlkampf

Meinung · Es bleiben nur noch wenige Tage bis zu Donald Trumps Amtsantritt als US-Präsident. Allerdings toben weiterhin die Auseinandersetzungen, als ob der Wahlkampf nie aufgehört hätte.

 Der designierte US-Präsident Donald Trump spricht bei seiner ersten Pressekonferenz in der Lobby des Trump-Towers in New York.

Der designierte US-Präsident Donald Trump spricht bei seiner ersten Pressekonferenz in der Lobby des Trump-Towers in New York.

Foto: dpa

Die Vereinigten Staaten kommen einfach nicht zur Ruhe. Wenige Tage bevor Donald Trump das Präsidentenamt übernimmt, toben die Auseinandersetzungen, als habe der Wahlkampf nie aufgehört. Beide Seiten beschuldigen sich der Lüge und in der Tat wird mit Verdächtigungen und Unterstellungen gearbeitet, werden Drohkulissen hochgezogen und Ängste geschürt. Trump tappt in die Falle und gibt sich in der Öffentlichkeit so unbeherrscht wie schon als Wahlkämpfer. Dabei hat er übersehen, dass er als Staatsmann ganz andere Qualitäten zeigen muss, unter anderen die, kaltes Blut zu bewahren. Auch er hat anscheinend noch nicht begriffen, dass der Wahlkampf vorüber ist.

Ob die Vertreter der Presse beleidigt sein müssen, wenn Trump Fragesteller zurückweist und einen aggressiven Ton anschlägt, darf man sicherlich diskutieren. Ob es eine relevante Frage ist, sei jedoch dahingestellt. Es gehört zum Journalistenalltag, Fragen nicht beantwortet zu bekommen, weil der befragte Politiker eben nicht antworten will. Das ist sein gutes Recht. Auch Streit um das, was die Medien tun, ist nicht ungewöhnlich.

Keine Belege für Erpressung

Helmut Kohls gespanntes Verhältnis zum Spiegel etwa ist bestens bekannt. Richard Nixons Auseinandersetzungen mit Journalisten und Verlegern sind legendär. Warum also die Aufregung? Trumps missglückte Annäherung an die Presse ist mindestens ein Schritt in Richtung Normalität zwischen Politikern und Journalisten. Kann sein, dass dieser Prozess stecken bleibt. Dann müssen die Journalisten eben andere Wege finden, um sich zu informieren. Jammern, weil man nicht mehr geliebt wird, ist erbärmlich. Ob Trump sich einen Gefallen tut, immer wieder öffentlich vor Journalisten aus der Rolle zu fallen, steht auf einem anderen Blatt. Es wird ihm schaden, wenn er keinen Erfolg hat, der seine Anhänger begeistert.

Das Szenario einer möglichen Erpressung durch die russische Regierung ist durch nichts belegt. Die Quelle scheint nicht sehr seriös zu sein. Ob die Geheimdienste mehr Informationen haben, ist derzeit nicht bekannt. Spekulationen darüber verbieten sich also. Trump ist ein Mann von 70 Jahren, der als Immobilieninvestor und Medienstar sicherlich Dinge betrieben hat, die man ihm heute vorhalten kann. Ob es für eine Erpressung reicht, wird sich zeigen. Ob die Russen daran ein Interesse haben auch.Eine politische Linie ist noch auf keiner Seite klar erkennbar.

Was also bleibt an konkreten Dingen übrig? Trump hat geregelt, wie er seine Unternehmen weiterführen wird. Wichtige Stütze seiner politischen Macht ist die eigene Familie. Die kritischen Republikaner hat er erfolgreich eingebunden. Ihre Kritik ist verstummt. Trump setzt erste politische Punkte in der Wirtschaftspolitik, in der Krankenversicherung und im Verhältnis zu Mexiko. Hier bleibt er seiner Linie treu. Der Rest ist Wahlkampf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Realpolitik siegt
Kommentar zum Treffen von Scholz und Xi Realpolitik siegt
Zum Thema
Aus dem Ressort