Anstieg um 60 Prozent in 2016 Nato zählt mehr Cyberangriffe als je zuvor

Brüssel · Die Nato sieht sich täglich mit bedrohlichen Cyberattacken konfrontiert. Im vergangenen Jahr wurden mehr gezählt als je zuvor. Steckt Russland dahinter?

 Nato-Hauptquartier in Brüssel: Die Nato bietet allen Bündnismitgliedern Krisenteams an, die ihnen helfen sollen, ihre Netze besser zu schützen.

Nato-Hauptquartier in Brüssel: Die Nato bietet allen Bündnismitgliedern Krisenteams an, die ihnen helfen sollen, ihre Netze besser zu schützen.

Foto:  Julien Warnand

Die Nato hat 2016 rund 60 Prozent mehr Cyberangriffe registriert als im Vorjahr. Pro Monat hätten IT-Experten auf rund 500 bedrohliche Störversuche reagieren müssen, teilte das Bündnis mit.

Automatisch würden pro Tag mehr als 500 Millionen verdächtige Ereignisse erfasst und gegebenenfalls abgewehrt.

Hinter wie vielen Angriffen vermutlich russische Hacker stehen, wollte eine Sprecherin auf Anfrage nicht sagen. Sie bestätigte nur, dass die Mehrzahl der gezielten Attacken nach Einschätzung des Bündnisses auf das Konto anderer Nationen gehe. "Staaten haben die größten Ressourcen", sagte sie. Das Cyberabwehr-Team der Nato sei rund um die Uhr im Einsatz und bestehe mittlerweile aus 200 Mitarbeitern. Den starken Anstieg der Zahlen erklärt die Nato zum Teil auch durch eine breitere Überwachung.

Dass Hacker bei der Nato größere Schäden anrichten oder geheime Daten erbeuten konnten, wurde bislang nicht bekannt. Nach Angaben aus Bündniskreisen kam es aber beispielsweise bereits vor, dass Nato-Webseiten zeitweise nicht erreichbar waren.

In der Nato-Zentrale in Brüssel sorgen die jüngsten Zahlen für Beunruhigung. "Ich bin äußerst besorgt über diese Entwicklung", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg im Gespräch mit der "Welt" und anderen Tageszeitungen. Cyberangriffe, die zu Problemen bei der Datenübertragung führten, könnten die Verteidigungsbereitschaft einschränken und Truppen bei ihrer Arbeit beeinträchtigen.

Neben militärischen Gefahren sieht Stoltenberg auch politische Probleme - vor allem bei möglichen Datenmanipulationen bei Wahlkämpfen. "Der Nato liegen Berichte von verschiedenen Regierungen aus Mitgliedstaaten vor, die befürchten, dass Hacker versuchen werden, sich in nationale Wahlkämpfe einzumischen. Damit würden sie die Demokratie unterminieren." Seit einiger Zeit, so Stoltenberg, biete die Nato allen Bündnismitgliedern Krisenteams an, die ihnen helfen sollen, ihre Netze besser zu schützen.

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