Harte Linie Stephen Bannon will weiter für seine rechten Ziele kämpfen

Washington · Stephen Bannon will weiter für seine rechten Ziele kämpfen. Dafür nutzt er sein Internetportal "Breitbart".

Stephen Bannon verlässt das Weiße Haus.

Stephen Bannon verlässt das Weiße Haus.

Foto: dpa

Um die Selbstverliebtheit von Stephen Bannon zu illustrieren, dichtete der Interims-Kommunikationschef des Weißen Hauses dem korpulenten Mittsechziger vor einigen Wochen artistische autoerotische Fähigkeiten an, die man besser nicht ins Deutsche übersetzt. Auch darum musste Anthony Scaramucci gehen. Neuerdings geben nicht wenige in Washington dem heißspornigen Italo-Amerikaner recht.

Keine vier Stunden war Bannon am vergangenen Freitag seinen Posten als rechts-nationalistischer Chefstratege von US-Präsident Donald Trump los, da sorgte der selbst ernannte Systembekämpfer für Schlagzeilen, die noch lange nachwirken werden. Erstens: „Breitbart News“, das populistische Propagandaportal, steht ab sofort wieder unter der Fuchtel Bannons. Der Multimillionär hatte das Sprachrohr für Hillary Clinton-Hasser, Anti-Globalisierungsbewegte und die ultrarechte Alt-Right-Bewegung bis Sommer 2016 scharf auf Trump-Kurs gezwungen.

Zweitens, und da kommt Scaramucci ins Spiel: Bannon ist tatsächlich der Überzeugung, dass durch seinen Abgang Trumps Präsidentschaft, so wie sie für den kleinen, weißen, vergessenen Mann erfochten und gewonnen worden sei, „vorüber ist“. Das Weiße Haus werde nun zur Beute der Demokraten und all derer, die Amerika auf bekannten Pfaden halten wollten, sagte Bannon. Alles, was wirklich zähle (der Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko, die Bekämpfung Chinas als wirtschaftlicher Hegemon in spe, die Re-Nationalisierung von Unternehmen, die militärische Zurückhaltung auf der globalen Bühne usw.), werde ohne ihn in der Machtzentrale entschieden schwerer, wenn nicht unmöglich, diktierte der chronisch ungesund aussehende Workaholic dem „Weekly Standard“ in seinem ersten Interview in den Block. Hybris oder Wahnsinn? US-Kommentatoren konnten sich gestern noch nicht entscheiden.

Weiterhin Werbung für Trump

Was Bannon mit seiner neuen Freiheit anfangen will, kann Trump in Schweißausbrüche treiben. Der 63-Jährige will „Breitbart News“ zu einer „verdammten Maschine“ ausbauen, um „für Trump und gegen dessen Widersacher in Opposition und Medien in den Krieg zu ziehen“. Allerdings hat Bannons Vize-Chefredakteur Joel Pollak vorher den Rahmen abgesteckt. Bleibt Trump auf Kurs und setzt seine populistischen Wahlversprechen um, die nach Ansicht von vielen Experten häufig unfinanzierbar oder schlicht schädlich für Amerika sind, wird alles gut. Mutiert er dagegen zu einem zweiten Arnold Schwarzenegger, werde es „Krieg“ geben.

Sollte Trump sich ebenfalls so entwickeln, könnte „Breitbart News“ zur wichtigsten außerparlamentarischen Opposition gegen den Präsidenten werden. Als Knackpunkte gelten: kein Zurück vom Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Nachhaltige steuerliche Entlastung mittlerer und unterer Einkommen. Strafzölle und anderer protektionistische Maßnahmen, um heimische Unternehmen zu schützen, Beibehaltung der harten Linie gegen illegale Einwanderung.

Bannons Demission wird nach Ansicht von US-Kommentatoren kurzfristig keinen grundlegenden Wandel in die Arbeit des Weißen Hauses bringen. „Ein Extremist weniger macht keinen großen Unterschied“, schreibt die Los Angeles Times. Zumal über allem Donald Trump stehe. Dessen Unberechenbarkeit bleibe eine unselige Konstante.

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