Blitzvisite des US-Präsidenten So reagieren US-Medien auf Trumps Truppenbesuch

Washington · Nach Donald Trumps Besuch bei Einheiten im Irak kritisieren manche US-Medien, dass es kein Vier-Augen-Gespräch mit der Regierung in Bagdad gegeben hat. Trump-freundliche Medien verweisen dagegen darauf, dass der US-Präsident frenetisch gefeiert worden sei.

 Weihnachtlicher Besuch: Donald Trump und seine Frau Melania begrüßen Mitglieder des US-Militärs auf der Al Asad Airbase im Irak.

Weihnachtlicher Besuch: Donald Trump und seine Frau Melania begrüßen Mitglieder des US-Militärs auf der Al Asad Airbase im Irak.

Foto: dpa

Besuche bei US-Truppen im Ausland in der Weihnachtszeit sind für amerikanische Präsidenten Pflicht. Und in der Regel Wohlfühlveranstaltungen, die überparteilichen Beifall einbringen. Nach der Rückkehr von seiner 30-stündigen Blitzvisite bei US-Soldaten im Irak, der ersten anfangs unter höchster Geheimhaltung exerzierten Reise Donald Trumps zu US-Militärs im Ausland überhaupt, herrschte im vom Regierungsstillstand geplagten Washington gestern allerdings der übliche rhetorische Kriegszustand.

Trump habe die Auslandsbühne, zu der auf der Rückreise auch ein zweistündiger Zwischenstopp auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein bei Kaiserslautern gehörte, zu einem Gemisch aus „Lügen, Selfies und unangemessener Wahlkampfpropaganda“ genutzt, hieß es aus Kreisen demokratischer Kongressabgeordneter. Sie stören sich daran, dass der Commander-in-Chief erklärte, nur ihm sei es zu verdanken, dass die Soldaten binnen zehn Jahren zum ersten Mal eine mehr als zehnprozentige Gehaltsaufbesserung erhalten hätten. Nachweislich völlig aus der Luft gegriffen. Die Soldaten bekommen seit Ewigkeiten Jahr für Jahr mehr Sold, zuletzt lag das Plus bei rund 2,6 Prozent.

Dass Trump darüber hinaus gegen alle Gepflogenheiten innenpolitische Streitigkeiten (das aktuelle Gerangel um die Mexiko-Mauer) auf der Al Asad Airbase nahe Ramadi nutzte, um die Opposition abzukanzeln und Werbung für seine Wiederwahl 2020 zu machen, fanden manche US-Medien ebenso ungehörig wie den Verzicht auf ein Vier-Augen-Gespräch mit der Regierung in Bagdad. Von der fahrlässigen Enttarnung einer bis dato verdeckt im Irak arbeitenden Eliteeinheit der Navy Seals („Team Five“) durch den Präsidenten ganz zu schweigen.

"Wir sind nicht länger die Dummen, Leute"

Trump-freundliche Publikationen wiesen dagegen darauf hin, dass die Soldaten den Commander-in-Chief, der an der Seite von Gattin Melania zur Bomberjacke eine knallrote Krawatte trug, frenetisch mit „USA!-USA!“-Rufen bedacht hätten. Den stärksten Nachklang hinterließ Trumps Rechtfertigung jener umstrittenen Entscheidung, die zum Rücktritt von Verteidigungsminister James Mattis beigetragen und zu erheblichen Verstimmungen bei US-Alliierten geführt hatte. Danach sei der von ihm verfügte Abzug der 2000 US-Soldaten aus Syrien nur folgerichtig. Mit den Restbeständen des „weitgehend besiegten“ Terrornetzwerks „Islamischer Staat“ (IS) und dem Wiederaufbau Syriens würden sich jetzt die Türkei und andere regionale Anrainer beschäftigen.

„Wir sind nicht länger die Dummen, Leute“, sagte Trump wörtlich und betonte, Amerika könne „nicht weiter der Weltpolizist sein“. Entlang dieser Formulierung wiederholte der Präsident sein von (inzwischen geschassten) Topberatern mit Kopfschütteln bedachtes Mantra, wonach weite Teile der Welt die USA als kostenlosen Bodyguard begriffen. „Wir wollen nicht mehr ausgenutzt werden von Ländern, die uns und unser unglaubliches Militär benutzen, um sie zu schützen“, erklärte Trump vor den Soldaten, „sie zahlen nicht dafür und das werden sie müssen.“

Dass Amerikas Armee in Ländern präsent sei, „von denen die meisten Menschen noch nicht einmal gehört haben“, findet Trump „offen gesagt lächerlich“. Richard Haas, renommierter Außenpolitiker der Denkfabrik „Council on Foreign Affairs“, hält das für kurzsichtig. Globale Stabilität, die Amerika über Jahrzehnte durch militärische Bündnisse erzeugt habe, „ist eine Vorbedingung für wirtschaftliches Wachstum“.

Umso erstaunlicher finden Sicherheitsexperten Trumps Umgang mit den derzeit 5000 US-Soldaten im Irak. Anders als in Syrien und Afghanistan, wo bis zu 7000 Militärkräfte heimgeholt werden sollen, will der Präsident dieses Kontingent bislang nicht antasten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort