Nach Luftschlag in Syrien Russland reagiert verstimmt

Moskau · Für Kompromissbereitschaft gegenüber Donald Trump nach seinem Luftschlag gegen die syrische Armee gibt es in Russland wenig Spielraum.

Sergei Lawrow demonstrierte schlechte Laune, aber diplomatisch gedämpft. „Es betrübt, dass das alles den schon so zerrütteten Beziehungen zwischen Russland und den USA schadet“, sagte der russische Außenminister am Freitag. „Ich hoffe, diese Provokationen schaffen keine unumkehrbaren Resultate.“

Das offizielle Moskau antwortete am Freitag verärgert bis wütend auf den US-Raketenangriff gegen Syrien. Lawrow und Kremlsprecher Dmitri Peskow bezeichneten den Militärschlag als grobe Verletzung internationalen Rechts, als Ablenkungsmanöver von den Verlusten unter den Zivilisten bei den Kämpfen im Irak und als Unterstützung für die islamischen Terroristen. „Die Schläge wurde faktisch im Interesse des IS (Islamischer Staat) und anderer terroristischer Organisationen geführt. Da kann man nur sein Bedauern äußern“, kommentierte Peskow gallig. Wladimir Putin rief seinen Sicherheitsrat zusammen.

„Ein Akt der Aggression“, ließ er hinterher verlauten. Mit Taten hielt sich der Kreml zurück. Das russische Außenministerium kündigte eine Vereinbarung mit den USA über die Vermeidung von Zwischenfällen im syrischen Luftraum auf. Allerdings bestätigte Peskow, die USA hätten die russische Seite vor den Raketenschlägen informiert. Das russische Verteidigungsministerium versprach, man werde die syrische Luftabwehr verstärken. Von einem Einsatz russischer Flaksysteme zum Schutz syrischer Stellungen vor US-Attacken aber war keine Rede.

„Wir hätten die Tomahawk-Raketen stoppen können“, sagt der Moskauer Militärexperte Viktor Litowkin. „Aber diese Aufgabe stellt sich Russland nicht.“ Sich gegenseitig Raketen abzuschießen, bedeute vielleicht schon den Beginn eines Krieges zwischen den Weltmächten. Das russische Verteidigungsministerium versicherte, nur 26 der 59 US-Raketen hätten den syrischen Flughafen erreicht, dort nur sechs MiG-Jets in einem Reparaturhangar zerstört, aber weder einsatzfähige Kampfflugzeuge noch Start- und Landebahnen beschädigt.

„Dieser Schlag dient Trump dazu, Stärke zu zeigen“, sagt der Nahost-Experte Alexander Schumilin. „Er drängt Russlands Einfluss in Syrien zurück und stellt das Vertrauen der regionalen Partner in die USA wieder her.“ Sein Kollege Adschar Kurtow verweist auch auf Trumps harte Linie im Konflikt mit Nordkorea. „Er zeigt überall Muskeln, schlägt zu wie viele seiner Vorgänger. Zur Lösung der Konflikte trägt das freilich nicht bei.“

Trump schwingt den Hammer in einem für Russland ungünstigen Moment. Erst am Vorabend erklärte Kremlsprecher Peskow mit Blick auf Syriens Machthaber Assad, man unterstütze niemanden bedingungslos. Die Giftgasattacke von Idlib, die russische Offizielle den Rebellen anlasteten, nannte er ein „sehr tragisches“ Ereignis.

Solche Worte betrachten auch russische Beobachter als zumindest zentimeterweises Abrücken von Assad, der unter dem Schirm der russischen Luftwaffe die Opposition brutal bekämpft und so die Friedensinitiativen Moskaus unterläuft. „Russland würde gern seine Syrienpolitik ändern“, sagt Schumilin. „Außer mit Assad ist es auch mit dem Iran unzufrieden.“ Es gebe Informationen, der Iran habe den Giftgasangriff bei Idlib organisiert, um Russland und die USA weiter zu entzweien. Nun aber droht jede russische Kompromissbereitschaft gegenüber Trump zur Demutsgeste zu geraten.

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