Mann mit Kante Porträt: Das ist Laurent Wauquiez

PARIS · Der frühere Minister Laurent Wauquiez ist neuer Parteichef der französischen Republikaner. Birgit Holzer stellt ihn vor.

Es gab schon beliebtere Wahlgewinner: Viele in der Führung der französischen Republikaner lehnen Laurent Wauquiez ab. Und doch wurde der 42-Jährige gerade bereits in der ersten Wahlrunde zum Parteichef gekürt. 75 Prozent der knapp 100.000 Mitglieder setzten ihn mit ihrer Stimme klar vor seine Mitbewerber, Florence Portelli und Maël de Calan. Beide sind weitgehend unbekannt, während der Medienliebling und Ex-Minister Wauquiez zwar spaltet – aber zumindest gehört er zu den konservativen Politikern, dessen Name den meisten Franzosen geläufig ist.

Davon gibt es nicht mehr so viele: Seit der Präsidentschaftswahl im Mai, bei der die Republikaner mit ihrem Kandidaten François Fillon erstmals die zweite Runde verfehlten, sind diese stark geschwächt. Ein Teil der Konservativen wechselte zu Präsident Emmanuel Macrons Formation „La République en marche“ über, oder arbeitet im Parlament mit ihr zusammen. Ein anderer Teil sucht sich noch in der Opposition.

Wauquiez trat mit dem Versprechen an, der Partei wieder Selbstbewusstsein und ein klares Profil zu geben, das die Wähler rechts der Mitte anspricht. Bei der Basis ist der Hardliner und politische Ziehsohn von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy beliebt, aber umstritten in den eigenen Reihen.

Selbst wenn er das Kooperationsangebot der Rechtspopulistin Marine Le Pen abgelehnt hat. Wie sie warnt er vor der „Islamisierung“ Frankreichs und einer stärkeren europäischen Integration. Mit markigen Aussagen wie jener, das Angewiesensein auf soziale Hilfsleistungen des Staates sei ein „Krebs der französischen Gesellschaft“, oder der – rechtlich unhaltbaren – Forderung, alle Terrorverdächtigen ohne Richterspruch in einem abgeschlossenen Lager zu internieren, verschreckte Wauquiez auch gemäßigte Parteifreunde.

Ein scharfzüngiger Oppositionsführer

Gewiss ist ihm allerdings die Unterstützung von Sarkozy, der sich noch am Freitag demonstrativ an seiner Seite zeigte. In seiner Zeit als Staatschef machte er diesen zunächst zum beigeordneten Minister für Europa, dann zum Hochschulminister. Nach der Wahl zum Parteichef muss Wauquiez die Republikaner einen. Für einen Polarisierer wie ihn keine leichte Aufgabe. Darüber hinaus geht es um eine Abgrenzung gegenüber der Regierung, der der frühere Konservative Édouard Philippe als Premierminister vorsteht und deren wirtschaftsfreundliche Reformpolitik eigentlich auf Linie der Republikaner liegt.

Doch Wauquiez verspricht ein scharfzüngiger Oppositionsführer zu werden. So erklärte er, Präsident Macron sei arrogant und präsentiere eine „geistige Wüste“. Dabei haben beide Männer durchaus Gemeinsamkeiten: Sie vertreten eine jüngere Politikergeneration und durchliefen wie die meisten französischen Spitzenpolitiker die renommiertesten Elitehochschulen. Wauquiez, der dort mit brillanten Ergebnissen abschnitt, stellt das selten heraus. Lieber gibt er sich als einfacher Mann aus der Provinz, als Gegner des Systems – dem er selbst entstammt. Wie Macron verfügt er über großen Ehrgeiz und ein überbordendes Selbstbewusstsein.

Bei Fotos von Parteitreffen, heißt es, drängele sich Wauquiez gerne in die erste Reihe. Sein Markenzeichen ist ein sportlicher roter Parka, den er stets trägt. „Meine Frau steht eben auf rot“, erklärte der Vater zweier Kinder, der in seiner Freizeit gerne läuft, Fußball und Comics mag. Das Kleidungsstück habe ihm Glück gebracht, seit ihm seine Frau bei seinem ersten Kommunalwahlkampf ein Exemplar geschenkt hatte. Und schön auffällig ist er auch.

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